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Barbara Knödler - "Der Geruch des Meeres"

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Beitrag von Talita Di Dez 23, 2008 3:54 am



Eine (un)mögliche Liebe

Die Autorin hat mit ihrem Romandebüt auf sehr behutsame und poetische Weise ein kritisches Thema angesprochen, dass selbst in Frauenzusammenhängen häufig tabuisiert wird.


Eine Liebe zwischen der Protagonistin, die mit Anfang 70 bereits im Herbst ihres Lebens angekommen ist und einer jungen Kunststudentin namens Léa. Beide sind unbeschwert und offen für neue Begegnungen und lassen sich auf eine ungewöhnliche Liebesbeziehung ein. Der Name der alten Dame wird im Buch nie erwähnt, und dies erweist sich im Grunde auch als nicht wichtig, denn ein Eintauchen in ihre intensive Gefühlswelt ist ohne diese Nebensächlichkeit ebenso gut möglich.

Nach dem Tod ihrer langjährigen Lebensgefährtin Aike macht sich die Schriftstellerin und Fotografin auf den Weg, um wichtige Stationen ihres Lebens noch einmal zu besuchen, bevor sie sich in einem Altersdomizil am Meer niederlassen will. In Gedanken führen ihre Zeitreisen in vergangene Jahrzehnte zu den Ursprüngen wichtiger Begegnungen, die ihr Leben geprägt haben. FreundInnenschaften, die sie über lange Jahre begleiten, Halt bieten und in ihren Ausformungen die starken Bande einer selbst gewählten sozialen Familie darstellen. Eine große Rolle spielt dabei eine ihrer engsten Freundinnen Charlotte. Die ganzen Jahrzehnte hindurch waren sie in Kontakt geblieben und nun stand ihr Traum - im Alter gemeinsam zu leben - sozusagen kurz vor seiner Realisierung. Vorher allerdings will die alte Dame noch wichtigen Personen in ihrem Leben einen Besuch abstatten. Vorzugsweise reist sie in Zügen, um dem Gefühl sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, die Treue zu halten, und der aufmerksamen Leserin bleibt nicht verborgen, dass im Alter doch so einiges beschwerlicher wird, weil der eigene Körper nicht mehr so mitspielt.

Angekommen in Paris gönnt sich die Schriftstellerin drei Tage allein - mit sich selbst - bevor sie ihre Weggefährtin Simone trifft. In liebevollen Rückblicken denkt sie an ihre prägende wundervolle Zeit mit ihrer letzten Lebenspartnerin Aike und daran, wie sehr sie sich selbst in all den Jahren verändert hat und gewählte Wichtigkeiten in ihrem Leben sich verschoben haben. Dann plötzlich und unvermutet trifft sie in einer kleinen Bar auf eine junge Frau, deren Lächeln sie tief berührt. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch und die ältere merkt, dass sie dieses zufällige Zusammentreffen wiederholen möchte. Daraufhin verabreden sie sich am nächsten Tag wieder und die Schriftstellerin verbringt den ganzen Tag in Vorfreude auf das bevorstehende Treffen. Sie fühlt sich lebendig, sehnsuchtsvoll und gleichzeitig töricht, weil eine so junge Frau Verliebtheitsgefühle in ihr auslöst.

Nun erfolgt ein Schnitt im Buch, ein Rückblick auf die Tage in Paris mit Léa, die zu Wochen geworden sind. Inzwischen ist die alte Dame weitergereist zu ihrem guten Freund Jean auf die Kanalinseln und in ihren Tagträumen lässt sie die Zeit mit Léa Revue passieren. Sie ist durcheinander, aber glücklich und bespricht ihre widersprüchlichen Gefühle auch mit Jean, der sie schlussendlich darin bestärkt ihrem Herzen zu folgen.

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Das schöne und wirklich berührende an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass eine Liebe für die beiden Frauen trotz des großen Altersunterschiedes von 50 Jahren möglich und lebbar scheint. Alle Konventionen werden über Bord geworfen und rein das Liebesgefühl zählt. Beziehungen mit großen Altersdifferenzen sind zwischen älteren Männern und jungen Frauen ein gängiges Modell, aber in lesbischen Lebensentwürfen, ab einem bestimmten Altersunterschied, doch noch eine eher ungewöhnliche Wahl. Umso wichtiger finde ich dieses Buch, denn es macht jenen Frauen Mut, die bereits glücklich in einer solchen Lebenspartner(innen)-schaft leben, sich nicht mehr dauernd rechtfertigen zu müssen.

Quelle: www.wolfsmutter.at
Talita
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