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Wege zum Wunschkind

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Beitrag von sigi Di Dez 29, 2009 10:30 pm

Mit ausgefeilten Hormonbehandlungen und hoch spezialisierter Labortechnik verläuft fast jede dritte künstliche Befruchtung heute erfolgreich. Alles über Chancen und Risiken der modernen Reproduktionsmedizin.

Nachdem Anna und Alexander Schöller (Namen geändert) zwei Jahre lang vergeblich auf ein Kind gewartet haben, lassen sich beide in einem Zentrum für Reproduktionsmedizin untersuchen und beraten. Beide sind 35 Jahre alt. Ursache für die Kinderlosigkeit, so das Untersuchungsergebnis, ist die stark eingeschränkte Funktion von Alexanders Spermien. Das Paar entschließt sich zur künstlichen Befruchtung. Anna startet mit einer Hormonbehandlung, damit in einem Zyklus viele Eizellen reifen. 13 Tage lang spritzt sie sich spezielle Hormone, dann saugt der Arzt durch die Scheide per Punktion die befruchtungsbereiten Keimzellen ab. Im Labor werden Alexanders Samen in die Eizellen injiziert (intrazytoplasmatische Spermieninjektion = ICSI).
Drei Tage später setzt der Arzt eine befruchtete Eizelle in die Gebärmutter (Embryotransfer) ein. Zwei Wochen später macht Anna einen Schwangerschaftstest – er ist positiv. Neun Monate danach kommt ihr Sohn Max auf die Welt. „Wir hatten großes Glück“, stellt Anna fest. Sie vertrug die für viele Frauen belastende Hormonbehandlung gut und wurde gleich beim ersten Versuch schwanger. Als das Paar vier Jahre später noch einmal mit der Fruchtbarkeitsbehandlung beginnt, hat es weniger Glück. Obwohl Anna zwölf Zyklen lang Hormone erhält, zwischendurch auch für wenige Wochen schwanger zu sein scheint, erfüllt sich der Wunsch nach dem zweiten Kind nicht. Als nach dem zwölften Embryotransfer schwere Blutungen einsetzen, geben die Schöllers für immer auf. Als besonders belastend empfanden sie den hohen Erfolgsdruck, der sie dazu trieb, es nach jedem fehlgeschlagenen Versuch trotzdem noch einmal zu wagen.

Alter und Lebensstil ausschlaggebend

Die Erfolgsrate der Reproduktionsmedizin beträgt etwas über 30 Prozent. „Sind die Maßnahmen der assistierten Fortpflanzung nicht erfolgreich, liegt das meistens am Alter der Eierstöcke“, erklärt Fertilitätsexperte Christian J. Thaler. Das hängt nicht nur davon ab, in welchem Jahr die Frau geboren wurde, sondern auch von ihrem Lebensstil. So lässt Rauchen nicht nur Haut, Lunge und Herz schneller altern, sondern auch die weiblichen Fortpflanzungsorgane.

Rund jedes siebte Paar in Deutschland bleibt aus biologisch-medizinischen Gründen ungewollt kinderlos, so eine Studie des Allensbach-Instituts im Jahre 2006. Ein Drittel von ihnen nutzt die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Eineinhalb Prozent aller Kinder, die in Deutschland auf die Welt kommen, wurden mit dieser Unterstützung gezeugt – vor Eintritt des Gesundheitssystemmodernisierungsgesetzes 2004 (GMG), das die Kostenerstattung der Kassen für diese Maßnahmen beschränkt, waren es noch doppelt so viele (Studie „Ungewollt kinderlos“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung). „In Zahlen ausgedrückt bedeutet das für Deutschland jährlich 13 000 bis 15 000 Wunschkinder weniger“, veranschaulicht Reproduktionsmediziner Klaus Bühler.
Fachliche Beratung: Dr. med. Klaus Bühler, 1. Vorsitzender des Deutschen IVF-Registers, Kinderwunschzentrum Langenhagen und Wolfsburg; Prof. Dr. med. Klaus Diedrich, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG; Dipl.-Psych. Dr. Heike Stammer, Universitätsfrauenklinik Heidelberg; Prof. Dr. med. Christian J. Thaler, Leiter der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik der LMU München-Großhadern Von FOCUS-Online-Autorin Monika Preuk www.focus.de
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