Dead Space 2": Das Schnetzeln im Weltall geht weiter
Seite 1 von 1
Dead Space 2": Das Schnetzeln im Weltall geht weiter
Als Spiele-Tester stumpft man offenbar ab. Nur so ist wohl zu erklären, dass mir EAs Blut-und-Beuschel-Orgie im All, "Dead Space 2", nicht auf den Magen schlägt. Anlass dazu gäbe es immerhin genug. Ob in der Schwerelosigkeit oder unter Einfluss der Gravitation: Nahezu im Minutentakt werden hier Gliedmaße abgetrennt und Innereien im hohen Bogen auf Wänden und Fußböden verteilt. Warum es gleich gar so explizit sein muss, ist mir schleierhaft. Weniger hätte es schließlich auch getan ...
So ganz verstehen kann man die Entscheidungen der Spieleindustrie ja nicht immer. Da wird der Branche nun schon seit Jahren nachgesagt, mit besonders gewalttätigen Games zur Verrohung der Jugend beizutragen, und dennoch gibt es immer wieder Publisher – diesmal EA –, die geradezu einen Wettbewerb darum veranstalten, wer denn das blutigste Spiel auf den Markt bringt. Nicht zuletzt auch, um damit Aufmerksamkeit zu erlangen und dadurch wiederum steigende Absätze.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Vorwurf, dass ein Computerspiel wie "Dead Space 2" alleiniger Auslöser dafür sein kann, dass Jugendliche durchdrehen und etwa Amok laufen, ist natürlich haltlos. Der Debatte rund um Jugendschutzfreigaben förderlich sind solche Spiele trotzdem nicht. Etwas mehr Feingefühl seitens EA wäre also wünschenswert gewesen; einerseits der jungen Käuferschaft gegenüber, die das Spiel ja trotz Jugendverbot (in Deutschland stand der Titel kurzzeitig vor einem Komplettverbot, darf nun aber doch ab 18 Jahren verkauft werden) früher oder später in die Hände bekommen wird, andererseits der eigenen Branche zuliebe, die dann bei nächster Gelegenheit weniger um eine Imagekorrektur bemüht sein müsste.
Im Fall von "Dead Space 2" wäre so viel Gewalt auch gar nicht nötig gewesen. Die Fortsetzung des Ende 2008 erschienen Vertreters des Survival- Horror- Genres hat abseits des blutigen Schnetzelns schließlich noch andere Höhepunkte zu bieten und steht ihrem Vorgänger hinsichtlich Atmosphäre, Spannung und Grusel- Faktor in nichts an. Wenngleich all jene, die bereits Teil eins durchlitten haben, sich weitaus weniger fürchten dürften als "blutige" Anfänger, denn als Kenner des Spiels ist man gegen so manche Überraschung der Entwickler bereits gefeit.
Schließlich ist es schon fast geschriebenes Gesetz, dass das Licht in "Dead Space" immer dann ausfällt, der Lift immer dann stecken bleibt und der tot geglaubte Leichnam immer dann zu neuem Leben erwacht, wenn man am wenigstens damit rechnet. Hat man sich darauf – getreu dem Motto "Expect the Unexpected" – erst einmal eingestellt, sind die Psycho- Spielereien in "Dead Space 2" relativ unbeschadet zu überstehen. Obgleich man den Machern von Visceral Games neidvoll anerkennen muss, dass sie hin und wieder doch einen pulsbeschleunigenden Überraschungstreffer landen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht abermals Isaac Clarke, der sich, sichtlich gezeichnet von den Vorfällen im Vorgänger auf der UGS Ishimura, nun auf einer Raumstation auszukurieren versucht. Die Ruhe ist freilich nur von kurzer Dauer und schon bald treiben die bekannten Nekromorphs erneut ihr Unwesen. Wie es dazu kommen konnte, was es mit Isaacs düsteren Halluzinationen auf sich hat und wie die religiösen Eiferer der Unitology genannten Sekte (Ähnlichkeiten zu real existierenden Sekten sind wohl nicht rein zufällig) in die Sache verstrickt sind, ist fortan Gegenstand der Untersuchungen. Ach ja, zu überleben steht auf der Prioritätenliste auch ganz oben.
Letzteres ist anfangs nicht gerade einfach, steckt Clarke zu Spielbeginn doch in einer Zwangsjacke. Hat er sich dieser jedoch erst einmal entledigt, darf in gewohnter Manier auf Plasma- Cutter, Strahlenkanone und andere, teils neue Werkzeuge zurückgegriffen werden, um der Alien- Brut das Fürchten zu lehren. Die Häcksel- Hilfen sind allerdings recht teuer und setzen neben Credits mitunter auch spezielle Blaupausen zu Fertigung voraus. Es ist daher ratsamer, sich auf eine Waffe zu konzentrieren und das gesammelte Geld stattdessen in eine neue Rüstung oder die bekannten Energieknoten zu investieren, mit denen sich Attribute von Anzug und Werkzeug verbessern lassen.
Wenn es hart auf hart kommt, kann Isaac aber auch von seiner Faust Gebrauch machen. Das spart oftmals Zeit und vor allem Munition, die ohnehin – je nach Schwierigkeitsgrad mal mehr, mal weniger – knapp gesät ist. Waren die Nahkämpfe im ersten Teil noch etwas ungelenk, so agiert der Protagonist nun deutlich flinker und beherrscht auch schnelle Körperdrehung, um ihm in den Rücken fallende Gegner abzuwehren. Das funktioniert sogar in der Schwerelosigkeit, wo sich Isaac dank kleiner Düsen an seinem Anzug nun vollkommen frei in alle Richtungen bewegen kann. Auch die Telekinese- Fähigkeiten wurden verbessert, sodass sich nun etwa (zuvor sauber abgetrennte) Gliedmaße als Wurfgeschoss nutzen lassen.
Wirklich vonnöten ist der Einsatz von Telekinese oder der sogenannten Stase- Energie, mit der sich die Zeit verlangsamen lässt, allerdings erst, wenn es an das Lösen kleinerer Schalterrätsel geht. Für zusätzliche Abwechslung sorgen überdies ein Hacking- Minigame, mit dessen Hilfe Isaac diverse Schaltkreise kurzschließt, kurze Krabbel- Sequenzen durch Klimaschächte und natürlich die imposanten Boss- Fights. Gerenderte Film- und Spielsequenzen gehen hierbei oftmals fließend ineinander über, was "Dead Space 2" insgesamt sehr cineastisch wirken lässt. Damit dieser Eindruck auch durch nichts getrübt wird, wurden sämtliche Anzeigen abermals in interaktive Menüs verpackt, die sich als eine Art Hologramm dynamisch in die virtuelle Umgebung einfügen. Wahres Highlight sind aber die Licht- und Soundeffekte, die "Dead Space 2" erneut die passende Grusel- Atmosphäre verleihen.
Abgesehen von einer neuen Geschichte, Werkzeugen und einer optimierten Steuerung kann das Blut- und- Beuschel- Stück schlussendlich aber auch noch mit einer echten Neuerung aufwarten. In fünf aufgabenbasierten Multiplayer- Modi können online erstmals bis zu acht Spieler gegeneinander antreten. Während die eine Hälfte in die Rolle der menschlichen Ingenieure schlüpft, dürfen die anderen Spieler Nekromorphs mimen. Wer zur für die PS3 erhältlichen "Limited Edition" greift, darf sich zudem über ein weiteres Gusto- Stückerl freuen: Eigens für die Sony- Konsole wurde der 2009 für die Wii erschienene Railgun- Shooter "Dead Space Extraction" für die Bewegungssteuerung Move angepasst und auf HD- Glanz poliert. Diesmal erfährt der Spieler aus der Egoperspektive, wie es zu den Ereignissen an Bord der Ishimura kommen konnte.
Fazit: "Dead Space 2" ist ein Lehrstück in Sachen Horror und versteht es wie sein Vorgänger vorzüglich, durch Licht- und Soundeffekte sowie eine explizite Gewaltdarstellung Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit und mitunter auch Ekel zu provozieren. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack und schon gar nicht für jedermann geeignet. Wer dem schaurig- schönen Gefühl des Gruselns jedoch etwas abgewinnen kann und die nötige Grundvoraussetzung (18 Jahre und älter) erfüllt, der wird an "Dead Space 2" seine Freude haben - auch wenn sich die Neuerungen mit Ausnahme des Multiplayer- Modus in Grenzen halten.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at- Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
So ganz verstehen kann man die Entscheidungen der Spieleindustrie ja nicht immer. Da wird der Branche nun schon seit Jahren nachgesagt, mit besonders gewalttätigen Games zur Verrohung der Jugend beizutragen, und dennoch gibt es immer wieder Publisher – diesmal EA –, die geradezu einen Wettbewerb darum veranstalten, wer denn das blutigste Spiel auf den Markt bringt. Nicht zuletzt auch, um damit Aufmerksamkeit zu erlangen und dadurch wiederum steigende Absätze.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Vorwurf, dass ein Computerspiel wie "Dead Space 2" alleiniger Auslöser dafür sein kann, dass Jugendliche durchdrehen und etwa Amok laufen, ist natürlich haltlos. Der Debatte rund um Jugendschutzfreigaben förderlich sind solche Spiele trotzdem nicht. Etwas mehr Feingefühl seitens EA wäre also wünschenswert gewesen; einerseits der jungen Käuferschaft gegenüber, die das Spiel ja trotz Jugendverbot (in Deutschland stand der Titel kurzzeitig vor einem Komplettverbot, darf nun aber doch ab 18 Jahren verkauft werden) früher oder später in die Hände bekommen wird, andererseits der eigenen Branche zuliebe, die dann bei nächster Gelegenheit weniger um eine Imagekorrektur bemüht sein müsste.
Im Fall von "Dead Space 2" wäre so viel Gewalt auch gar nicht nötig gewesen. Die Fortsetzung des Ende 2008 erschienen Vertreters des Survival- Horror- Genres hat abseits des blutigen Schnetzelns schließlich noch andere Höhepunkte zu bieten und steht ihrem Vorgänger hinsichtlich Atmosphäre, Spannung und Grusel- Faktor in nichts an. Wenngleich all jene, die bereits Teil eins durchlitten haben, sich weitaus weniger fürchten dürften als "blutige" Anfänger, denn als Kenner des Spiels ist man gegen so manche Überraschung der Entwickler bereits gefeit.
Schließlich ist es schon fast geschriebenes Gesetz, dass das Licht in "Dead Space" immer dann ausfällt, der Lift immer dann stecken bleibt und der tot geglaubte Leichnam immer dann zu neuem Leben erwacht, wenn man am wenigstens damit rechnet. Hat man sich darauf – getreu dem Motto "Expect the Unexpected" – erst einmal eingestellt, sind die Psycho- Spielereien in "Dead Space 2" relativ unbeschadet zu überstehen. Obgleich man den Machern von Visceral Games neidvoll anerkennen muss, dass sie hin und wieder doch einen pulsbeschleunigenden Überraschungstreffer landen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht abermals Isaac Clarke, der sich, sichtlich gezeichnet von den Vorfällen im Vorgänger auf der UGS Ishimura, nun auf einer Raumstation auszukurieren versucht. Die Ruhe ist freilich nur von kurzer Dauer und schon bald treiben die bekannten Nekromorphs erneut ihr Unwesen. Wie es dazu kommen konnte, was es mit Isaacs düsteren Halluzinationen auf sich hat und wie die religiösen Eiferer der Unitology genannten Sekte (Ähnlichkeiten zu real existierenden Sekten sind wohl nicht rein zufällig) in die Sache verstrickt sind, ist fortan Gegenstand der Untersuchungen. Ach ja, zu überleben steht auf der Prioritätenliste auch ganz oben.
Letzteres ist anfangs nicht gerade einfach, steckt Clarke zu Spielbeginn doch in einer Zwangsjacke. Hat er sich dieser jedoch erst einmal entledigt, darf in gewohnter Manier auf Plasma- Cutter, Strahlenkanone und andere, teils neue Werkzeuge zurückgegriffen werden, um der Alien- Brut das Fürchten zu lehren. Die Häcksel- Hilfen sind allerdings recht teuer und setzen neben Credits mitunter auch spezielle Blaupausen zu Fertigung voraus. Es ist daher ratsamer, sich auf eine Waffe zu konzentrieren und das gesammelte Geld stattdessen in eine neue Rüstung oder die bekannten Energieknoten zu investieren, mit denen sich Attribute von Anzug und Werkzeug verbessern lassen.
Wenn es hart auf hart kommt, kann Isaac aber auch von seiner Faust Gebrauch machen. Das spart oftmals Zeit und vor allem Munition, die ohnehin – je nach Schwierigkeitsgrad mal mehr, mal weniger – knapp gesät ist. Waren die Nahkämpfe im ersten Teil noch etwas ungelenk, so agiert der Protagonist nun deutlich flinker und beherrscht auch schnelle Körperdrehung, um ihm in den Rücken fallende Gegner abzuwehren. Das funktioniert sogar in der Schwerelosigkeit, wo sich Isaac dank kleiner Düsen an seinem Anzug nun vollkommen frei in alle Richtungen bewegen kann. Auch die Telekinese- Fähigkeiten wurden verbessert, sodass sich nun etwa (zuvor sauber abgetrennte) Gliedmaße als Wurfgeschoss nutzen lassen.
Wirklich vonnöten ist der Einsatz von Telekinese oder der sogenannten Stase- Energie, mit der sich die Zeit verlangsamen lässt, allerdings erst, wenn es an das Lösen kleinerer Schalterrätsel geht. Für zusätzliche Abwechslung sorgen überdies ein Hacking- Minigame, mit dessen Hilfe Isaac diverse Schaltkreise kurzschließt, kurze Krabbel- Sequenzen durch Klimaschächte und natürlich die imposanten Boss- Fights. Gerenderte Film- und Spielsequenzen gehen hierbei oftmals fließend ineinander über, was "Dead Space 2" insgesamt sehr cineastisch wirken lässt. Damit dieser Eindruck auch durch nichts getrübt wird, wurden sämtliche Anzeigen abermals in interaktive Menüs verpackt, die sich als eine Art Hologramm dynamisch in die virtuelle Umgebung einfügen. Wahres Highlight sind aber die Licht- und Soundeffekte, die "Dead Space 2" erneut die passende Grusel- Atmosphäre verleihen.
Abgesehen von einer neuen Geschichte, Werkzeugen und einer optimierten Steuerung kann das Blut- und- Beuschel- Stück schlussendlich aber auch noch mit einer echten Neuerung aufwarten. In fünf aufgabenbasierten Multiplayer- Modi können online erstmals bis zu acht Spieler gegeneinander antreten. Während die eine Hälfte in die Rolle der menschlichen Ingenieure schlüpft, dürfen die anderen Spieler Nekromorphs mimen. Wer zur für die PS3 erhältlichen "Limited Edition" greift, darf sich zudem über ein weiteres Gusto- Stückerl freuen: Eigens für die Sony- Konsole wurde der 2009 für die Wii erschienene Railgun- Shooter "Dead Space Extraction" für die Bewegungssteuerung Move angepasst und auf HD- Glanz poliert. Diesmal erfährt der Spieler aus der Egoperspektive, wie es zu den Ereignissen an Bord der Ishimura kommen konnte.
Fazit: "Dead Space 2" ist ein Lehrstück in Sachen Horror und versteht es wie sein Vorgänger vorzüglich, durch Licht- und Soundeffekte sowie eine explizite Gewaltdarstellung Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit und mitunter auch Ekel zu provozieren. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack und schon gar nicht für jedermann geeignet. Wer dem schaurig- schönen Gefühl des Gruselns jedoch etwas abgewinnen kann und die nötige Grundvoraussetzung (18 Jahre und älter) erfüllt, der wird an "Dead Space 2" seine Freude haben - auch wenn sich die Neuerungen mit Ausnahme des Multiplayer- Modus in Grenzen halten.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at- Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
|
|