Lost Odyssey

Macht berauscht, benebelt die Sinne, fördert Habgier sowie Besitzdenken und führt letztendlich zu Hass. Dieser dient in "Lost Odyssey" dem Königreich Gohtza, der Republik Uhra und dem Freistaat Numara als Antrieb, um sich in erbitterter Feindschaft zu bekämpfen. Eigentlich bestünde dazu wenig Grund, denn die Menschheit könnte aufgrund ihrer technologischen und magischen Fähigkeiten ein sorgenfreies Leben führen. Wenn, ja wenn die Staatenlenker nicht den Lockrufen der Macht erlegen wären.




In diesen harten Zeiten zieht Kaim Argonar von Schlachtfeld zu Schlachtfeld. Er hat als Söldner die besten Voraussetzungen, da er zu den Unsterblichen gehört. Niemand sieht ihm seine mehr als tausend Lebensjahre an. Kaim, von seltsamen Träumen geplagt, ist gezeichnet von dem bereits viele Jahrhunderte andauerndem Blutvergießen.
Der Spieler schlüpft in die Rolle von Kaim und folgt ihm auf eine – natürlich – gefährliche Mission. "Lost Odyssey" ist dabei ein typischer Vertreter japanischer Rollenspiele mit einer entfernten Ähnlichkeit zu "Final Fantasy". Kein Wunder, steckt doch ein ehemaliger Mitarbeiter von Squaresoft hinter diesem Titel.



Die durchaus lineare Handlung wird durch eine opulente Aufmachung, toller musikalischer Untermalung und guter deutscher Synchronisation zu einem Erlebnis. Schnell taucht man in diese teils bizarre Welt ein und fühlt bald die Bitterkeit des unsterblichen Helden.
Seine bruchstückhaften Erinnerungen kommen nach und nach durch Träume zurück. Diese werden in Textform präsentiert, wobei es sich lohnt, diese teils fast philosophischen Texte zu lesen. Allerdings sollte man sich dafür Zeit nehmen, denn deren Umfang sorgt meist für mindestens zehn Minuten Lesestoff. Wer darauf verzichtet, verpasst einen nicht unwesentlichen Teil des Spiels, der einiges an Flair ausmacht.



Längere Wegstrecken werden auf einer Karte dargestellt, die gleichzeitig als Ladebildschirm dient. Danach sieht man den Helden aus einer Verfolgerperspektive, wobei die Kamera starr immer die gleiche Position hält. Per Zufallsprinzip trifft man auf die verschiedensten Gegner. Anfangs reicht es einfach darauf los zu stürmen und diese niederzumetzeln. Im weiteren Verlauf ist allerdings taktisches Verständnis gefragt. Die magischen Fähigkeiten gilt es weise einzusetzen.
Zudem ist es wichtig abzuwägen, ob Angriff oder Verteidigung die bessere Wahl ist. Die Kämpfe laufen dabei klassisch rundenbasiert ab. Als zusätzliches Element kann der Spieler beim Angriff Kaims eingreifen. In dem Moment wo dieser in Richtung des Gegners stürmt, gilt es im richtigen Moment einen Button zu drücken. So richtet man im besten Fall maximalen Schaden beim Feind an. Nach gewonnenem Kampf erhält man Erfahrungspunkte, die die Charaktere nach und nach in höhere Levels aufsteigen lassen.


In der Gegend und in den Städten finden sich zudem immer wieder nützliche Gegenstände, wie etwa Heiltränke oder Waffen und andere Ausrüstung. Wer genügend Gold gesammelt hat, kann sich auch ganz klassisch bei einem der Händler Nachschub besorgen.
Fazit: "Lost Odyssey" ist episch, opulent und fesselnd und kommt an das große Vorbild "Final Fantasy" fast heran. Der Titel ist somit ein lohnender Kauf für alle Freunde japanischer Rollenspiele. Wer tief in das Spielgeschehen eintauchen möchte, sollte allerdings Spaß am geschriebenen Wort mitbringen.
Plattform: Xbox360
Publisher: Microsoft

von Harald Kaplan www.krone.at