Krimi der Woche-Der Teufel trägt Purpur
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Krimi der Woche-Der Teufel trägt Purpur
Seit Jahren schon fiebern die Fans von Dan Brown seinem neuen Buch entgegen. Die Wartezeit verkürzt Philipp Vandenberg mit „Die achte Sünde“.
Es wurde höchste Zeit, dass sich ein Vatikan-Thriller mit der wichtigsten Reliquie der katholischen Kirche beschäftigt, deren Geschichte auch ohne kriminelle Energie genug Stoff für höchst spannende Literatur liefern würde: das Turiner Grabtuch. Das Leinen, in dem angeblich der gekreuzigte Jesus Christus gelegen hat und in dem sich auf bis heute nicht geklärte Weise das Antlitz eines gemarterten Mannes eingebrannt hat, ist wie geschaffen als Grundlage für eine Story um Mythen und Morde.
Wenn dann der Autor noch seinen Werkzeugkasten greift, eine geheimnisvolle Bruderschaft, einen Haufen korrupter Kardinäle hervorholt und einen Münchner Antiquitätenhändler den Mord an einer schönen Frau aufklären lässt (in die er sich natürlich verliebt hat), dann kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Bei der Toten findet er ein Notizbuch mit lateinischen Formeln, die Recherchen führen zu einer Burg am Rhein, deren Türen sich nur mit einem Vers aus der Apokalypse öffnen lassen.
Todsünden und Genforscher
Auf dieser Burg Layenfels residiert ein frustierter Ex-Kardinal namens Tecina, der bei der Papstwahl übergangen wurde und seitdem seinen Namen rückwärts schreibt: Anicet. Das wiederum ist der Name eines Dämons, was die neue Lebenseinstellung des abtrünnigen Gottesmanns ausreichend charakterisiert. Der Teufel trägt Purpur. Auch schon klassisch für das Genre ist die schöne italienische Reporterin Caterina, die dem Helden begegnet (und in die er sich natürlich verliebt).
Was es mit der „achten Sünde“ auf sich hat, bleibt in dem 460-Seiten-Wälzer lange schleierhaft: Es geht um die nach katholischer Lehre schwerste aller Todsünden, die Sünde wider den Heiligen Geist. Und es geht um Genforscher, die mit modernsten Techniken einer Entdeckung auf der Spur sind, die das Christentum in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Denn wenn das Turiner Grabtuch echt ist, dann lassen sich daraus auch Blutspuren für eine DNA-Probe isolieren …
Der deutsche Dan Brown?
Es ist schon oft geschrieben worden, Vandenberg wäre der deutsche Dan Brown. Doch man kann ihm gewiss nicht vorwerfen, die Welterfolge „Sakrileg“ und „Illuminati“ abgekupfert zu haben. Denn Vandenbergs bislang größter Erfolg „Die sixtinische Verschwörung“ erschien bereits 1988. Daher ärgert den 67-jährigen Kunsthistoriker und Ex-Journalisten der Vergleich mit Dan Brown, den er fast als Beleidigung empfindet – obwohl der Verlag mit dem Zitat sogar auf der Buchrückseite wirbt.
Die achte Sünde“ ist ein klassischer Vatikan-Thriller, der den Vergleich mit „Sakrileg“ aufnehmen kann und mit ähnlichen Mitteln arbeitet – aber auch ähnliche Schwächen aufweist und daher den Liebhaber des anspruchsvollen literarischen Kriminalromans nicht zufriedenstellen wird. Wer jedoch die geheimnisvolle Welt des Vatikans und die weihrauchgeschwängerte Atmosphäre der Kirchen-Thriller mag, wird von „Die achte Sünde“ begeistert sein. Und Dan Brown wird mit seinem „Solomon Key“, wenn er denn irgendwann erscheint, erst beweisen müssen, ob er wirklich der „amerikanische Vandenberg“ ist.Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
Die achte Sünde“ von Philipp Vandenberg, Lübbe, 500 Seiten, 19,95 Euro
Es wurde höchste Zeit, dass sich ein Vatikan-Thriller mit der wichtigsten Reliquie der katholischen Kirche beschäftigt, deren Geschichte auch ohne kriminelle Energie genug Stoff für höchst spannende Literatur liefern würde: das Turiner Grabtuch. Das Leinen, in dem angeblich der gekreuzigte Jesus Christus gelegen hat und in dem sich auf bis heute nicht geklärte Weise das Antlitz eines gemarterten Mannes eingebrannt hat, ist wie geschaffen als Grundlage für eine Story um Mythen und Morde.
Wenn dann der Autor noch seinen Werkzeugkasten greift, eine geheimnisvolle Bruderschaft, einen Haufen korrupter Kardinäle hervorholt und einen Münchner Antiquitätenhändler den Mord an einer schönen Frau aufklären lässt (in die er sich natürlich verliebt hat), dann kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Bei der Toten findet er ein Notizbuch mit lateinischen Formeln, die Recherchen führen zu einer Burg am Rhein, deren Türen sich nur mit einem Vers aus der Apokalypse öffnen lassen.
Todsünden und Genforscher
Auf dieser Burg Layenfels residiert ein frustierter Ex-Kardinal namens Tecina, der bei der Papstwahl übergangen wurde und seitdem seinen Namen rückwärts schreibt: Anicet. Das wiederum ist der Name eines Dämons, was die neue Lebenseinstellung des abtrünnigen Gottesmanns ausreichend charakterisiert. Der Teufel trägt Purpur. Auch schon klassisch für das Genre ist die schöne italienische Reporterin Caterina, die dem Helden begegnet (und in die er sich natürlich verliebt).
Was es mit der „achten Sünde“ auf sich hat, bleibt in dem 460-Seiten-Wälzer lange schleierhaft: Es geht um die nach katholischer Lehre schwerste aller Todsünden, die Sünde wider den Heiligen Geist. Und es geht um Genforscher, die mit modernsten Techniken einer Entdeckung auf der Spur sind, die das Christentum in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Denn wenn das Turiner Grabtuch echt ist, dann lassen sich daraus auch Blutspuren für eine DNA-Probe isolieren …
Der deutsche Dan Brown?
Es ist schon oft geschrieben worden, Vandenberg wäre der deutsche Dan Brown. Doch man kann ihm gewiss nicht vorwerfen, die Welterfolge „Sakrileg“ und „Illuminati“ abgekupfert zu haben. Denn Vandenbergs bislang größter Erfolg „Die sixtinische Verschwörung“ erschien bereits 1988. Daher ärgert den 67-jährigen Kunsthistoriker und Ex-Journalisten der Vergleich mit Dan Brown, den er fast als Beleidigung empfindet – obwohl der Verlag mit dem Zitat sogar auf der Buchrückseite wirbt.
Die achte Sünde“ ist ein klassischer Vatikan-Thriller, der den Vergleich mit „Sakrileg“ aufnehmen kann und mit ähnlichen Mitteln arbeitet – aber auch ähnliche Schwächen aufweist und daher den Liebhaber des anspruchsvollen literarischen Kriminalromans nicht zufriedenstellen wird. Wer jedoch die geheimnisvolle Welt des Vatikans und die weihrauchgeschwängerte Atmosphäre der Kirchen-Thriller mag, wird von „Die achte Sünde“ begeistert sein. Und Dan Brown wird mit seinem „Solomon Key“, wenn er denn irgendwann erscheint, erst beweisen müssen, ob er wirklich der „amerikanische Vandenberg“ ist.Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
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