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„Kühles Grab“Mädchenleichen am Fließband

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Beitrag von sigi So Aug 24, 2008 11:33 am

Sechs mumifizierte Mädchen in einer unterirdischen Kammer auf dem Gelände einer früheren Nervenheilanstalt. Na, interessiert? Eben. Lisa Gardner versteht ihr Handwerk.

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Lisa Gardner, Kühles Grab, Rütten & Loening, 360 Seiten, 19,95 Euro


Sie ist noch gar nicht so alt, keine 40, schreibt aber Romane wie am Fließband. Früher schrieb sie nämlich wirklich Romane am Fließband. Sie benutzte das Pseudonym Alicia Scott und tippte eine beachtliche Anzahl an, ähm, Nackenbeißern, wie man sie hierzulande gerne nennt. In zartes Rosa getauchte Cover mit leicht bekleideten muskulösen Herren, die eine strahlende oder wahlweise auch dahinschmelzende oder gar verzweifelte attraktive Dame in den starken Armen halten, deren Kleidung aus unterschiedlichen Gründen ein wenig verrutscht ist.

Das mag man belächeln, aber solche Literatur zu schreiben, schult wie kaum etwas anderes: Im Groschenroman muss jedes Klischee sitzen, jede Beschreibung den Publikumsgeschmack treffen, jede Seite ist exakt geplant. Und es ist kein Geheimnis, dass auch das Krimigenre auf gängigen Mustern basiert, wie jeder gute Hollywood-Film auch.

Grausiges Massengrab
Gardner versteht, wie gesagt, ihr Handwerk, und seit sie es auf Thriller anwendet, landet sie regelmäßig auf der Bestsellerliste der New York Times. Unter anderem. „Kühles Grab“ ist ihr insgesamt siebter Thriller und der zweite mit Detective Bobby Dodge. Auch wenn die Handlung auf den Vorgänger „Lauf, wenn du kannst“ Bezug nimmt, muss man diesen nicht zwingend kennen. „Kühles Grab“ funktioniert auch so. Bobby Dodge, Detective bei der Staatspolizei von Massachusetts, wird hinzugerufen, als die Bostoner Polizei auf dem Gelände einer früheren Nervenheilanstalt sechs Leichen findet: Der Mörder hat sich eine geräumige unterirdische Grube gegraben, dort die Mädchen vermutlich festgehalten und dann der Reihe nach getötet und aufgebahrt. Taten so grausam, dass keiner sie begreifen kann.

Dodge fühlt sich an einen alten Fall erinnert, in dem ein junges Mädchen von seinem Entführer ebenfalls in einem Erdloch gefangen gehalten wurde. Dieses Mädchen aber hatte damals Glück, sie konnte sich nach wochenlangen Misshandlungen befreien. Und ihren Entführer erschoss sie 25 Jahre später. Sind dies die anderen Opfer des Entführers, von denen damals keiner etwas ahnte? Oder handelt es sich um einen Nachahmungstäter? Das Massengrab scheint zu einer Zeit entstanden zu sein, als der Entführer bereits im Gefängnis saß. Nichts ergibt auf den ersten Blick einen Sinn.

Reise in die Vergangenheit
Einzig ein Amulett mit einem Namen, das eines der toten Mädchen um den Hals trägt, verrät den Namen Annabelle Granger. Gerade, als die Ermittler glauben, sie hätten eine Spur, taucht eben diese Annabelle sehr lebendig in Bobby Dodges Büro auf – und erzählt eine fast unglaubliche Geschichte: Als Kind sei sie mit ihren Eltern immer wieder umgezogen, von einem Bundesstaat in den nächsten, und immer wieder hatten sie ihre Namen geändert.

Annabelle, wie sie früher einmal hieß, weiß bis heute nicht, wovor ihr Vater geflohen war. Sie kann ihn nicht mehr fragen, er kam bei einem Unfall ums Leben. Ihre Mutter nahm sich schon viele Jahre zuvor das Leben. Annabelle gab das Amulett ihrer Freundin, bevor sie zum ersten Mal umzog. War ihr Vater auf der Flucht vor dem Täter? Wie konnte er von ihm wissen? Annabelles Erscheinen gibt in dem Fall noch mehr Rätsel auf als zuvor. Und doch ist sie der Schlüssel zur Lösung. Für Annabelle wird es eine Reise in eine Vergangenheit, die sie neu begreifen muss.

Mehr Plot, weniger Psychologie
Zwischen Annabelle und Bobby entwickelt sich bald eine sanfte Liebesgeschichte, die auch ihren Platz in Gardners frühen Werken finden könnte: Der starke Beschützer und die ängstliche junge Frau, die zwar unabhängig und mutig auftritt, sich in Wirklichkeit aber eine Reihenhausidylle mit einem kräftigen Kerl an ihrer Seite herbeisehnt. Zum Glück bleibt dies nur angedeutet. Ebenfalls nur angedeutet bleiben allerdings auch die Charakterzüge der Figuren.

Tiefe und Einzigartigkeit sucht man vergebens, das Psychogramm des Täters wird nicht tiefenpsychologisch hergeleitet, sondern knapp in drei Sätzen festgestellt. Gardners Stärke ist der Plot, sie weiß, wie sie Spannung aufbaut und hält. Jedes Mal, wenn man denkt, man weiß, wer der Täter ist, muss man feststellen, wie armselig man sich von ihr in die Irre hat führen lassen. Und das ist schon wirklich viel wert. Von FOCUS-Online-Autorin Henrike Heiland www.focus.de
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