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Beitrag von Talita Sa Sep 27, 2008 12:49 am

Bewaffneter Friede

Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.

Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,

Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät
Geh her und übergib dein Fell.
Der Igel sprach: "Nur nicht so schnell.

Lass dir erst deine Zähne brechen,
dann wollen wir uns weiter sprechen!

Und allsogleich macht er sich rund,
schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

(Wilhelm Busch)
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Beitrag von Talita Sa Sep 27, 2008 1:01 am

Das unnütze Huhn

Es war einmal eine Hühnerschar, die durfte draußen frei umherlaufen. Denn die Bäuerin wollte
Bio-Eier von natürlich ernährten Hühnern und nahm gerne in Kauf, dass sie die Eier jeden morgen
aus den Ecken und Büschen des Gartens zusammensuchen musste. Bald kannte sie ohnehin
jedes Versteck, zumal da die törichten Hühner stets gackernd daraus hervortraten, so dass ihre
Angeberei sie selbst verriet.

Nur eines der Hühner hielt sich bescheiden zurück. Es verbarg seine Eier geschickt unter einem
dornigen Strachelbeerstrauch und gackerte erst, wenn es einen kleinen Umweg gemacht hatte,
so dass es aussah, als hätte es sein Ei unter einem Johannisbeerstrauch gelegt. Hier fand die
Bäuerin aber nichts.

Sie merkte sich das unnütze Huhn und beschloß, es als erstes zu schlachten und der Familie
zum Essen vorzusetzen. Das Huhn aber verschwand, als hätte es den Plan geahnt. Die Bäuerin
suchte es vergebens, denn in den Stachelbeerstrauch sah sie nur so tief wie sie konnte, ohne
ihre Hände zu zerkratzen, und das war nicht tief genug.

Sie schimpfte auf das Huhn, nannte es ein unfruchtbares, undankbares Wesen, das sich wenigstens
zum Schlachten hätte zur Verfügung stellen können, wenn es schon keine Eier legen wollte. Das
Schimpfen aber bewirkte nur, dass sich die Bäuerin allmählich wieder beruhigte, was ohne Schimpfen
allerdings gar nicht nötig gewesen wäre.

Nach drei Wochen, als das Huhn längst vergessen war, kam es plötzlich wieder hervor. Unschuldig,
aber wachsam nach allen Seiten äugend, betrat es den Rasen. Hinter ihm aber folgte piepsend eine
goldene Schar allerliebster Küken, die Frucht seiner versteckten Eier, die es in selbstvergessener
Einsamkeit ausgebrütet hatte.

Kaum hatte die Bäuerin das Wunder erspäht, rief sie auch schon die eigene Familie zusammen und
schärfte ihren Kindern ein, nur ja nicht wieder im Garten umherzutollen und die Küken zu verschrecken.

"Und wenn euch 'mal jemand nachsagt, dass ihr nichts taugt," fügte sie in reuiger Selbsteinsicht hinzu,
"dann macht euch nichts daraus. Denkt an die Hühner. Ich habe immer nur die gelobt, die mir Eier legten,
und jetzt freue ich mich am meisten über den Tunichtgut, der seine Eier versteckte und heimlich ausbrütete."

Ja, das unbotmäßige Huhn wurde zur Königin des Hofes, selbst der Hahn ging ihm repektvoll aus dem Weg.

© Helmut Wördemann
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