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„Das letzte Buch“ - Tödliche Lektüre

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Beitrag von sigi Sa Jan 31, 2009 7:01 pm

Es fängt an wie Dan Brown und endet wie Franz Kafka. „Das letzte Buch“ ist mehr ein mörderisches Märchen als ein Krimi.



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Das letzte Buch“ von Zoran Zivkovic, deutsch von Astrid Philippsen, dtv, 9,95 Euro



Man ist als Leser schon überrascht, es mit einem Kriminalkommissar zu tun zu haben, der Literatur studiert hat, bevor er Polizist wurde. Und als ihn ein Einsatz ausgerechnet in eine Buchhandlung führt, muss Kommissar Dejan Lukic zunächst mal diskutieren, ob Detektivromane wertvolle Literatur sind. (Eine Diskussion, die der serbische Autor Zoran Zivkovic vermutlich selbst schon oft geführt und dann ebenso wie sein Held auf „Der Name der Rose“ oder „Schuld und Sühne“ verwiesen hat.) Doch dann scheint es, als gäbe es in der Buchhandlung „Papyrus“ nicht viel für die Mordkommission zu ermitteln. Der Mann, der im Laden in einem Sessel mit einem Buch in der Hand gestorben ist, wurde offenbar nicht ermordet. Er starb eines natürlichen Todes. Oder besser: Es wurde überhaupt keine Todesursache festgestellt.



Doch es bleibt nicht bei einer Leiche. Immer wieder sterben Menschen in der „Papyrus“-Buchhandlung mit einem Buch in der Hand. Es sind zum Teil sehr seltsame Gestalten, die in dem Laden ein und aus gehen, die Buchhändlerin Vera, in die sich der Kommissar dummerweise auch noch verliebt, nennt ihre Kunden „Patienten“. Da ist die Frau, die im Regal heimlich die Bücher umsortiert. Da ist der Mann, der Woche für Woche das gleiche Buch kauft. Und da ist der Mann, der keine Bücher kauft, sondern selbst welche im Regal versteckt. Doch aus den Patienten werden immer häufiger Leichen.

Geheimnisvoller Teeladen
Die Todesfälle sind rätselhaft. Eine Ursache ist jedes Mal nicht feststellbar. Dann findet Kommissar Lukic heraus, dass alle Toten ein bestimmtes Buch in der Hand gehabt haben. War es vergiftet oder präpariert? Der Geheimdienst schaltet sich ein, weil er eine unbekannte Terrorgruppe vermutet, die eine neue geheimnisvolle Waffe ausprobiert. Lukic kommt einer dubiosen Sekte auf die Spur, die offensichtlich etwas mit dem unheimlichen Buch zu tun hat, das den Titel „Das letzte Buch“ trägt. Er fragt sich auch, was es mit seinen Albträumen auf sich hat und welche Rolle der Inhaber des Teeladens spielt, in dem Lukic und Vera regelmäßig einkehren.

Spätestens als Kommissar Lukic das Gefühl beschleicht, dass er alles, was er erlebt, schon mal irgendwo gelesen hat und ihm sogar die säuselnden Dialoge mit Vera irgendwie bekannt vorkommen, wird klar, dass die Story in metaphysische Sphären abdriften wird. Doch Zivkovic spannt den Leser noch lange auf die Folter mit seinem Kammerspiel, das auf 220 Seiten mit wenigen Figuren an noch weniger Schauplätzen auskommt.


Erst ganz zum Schluss wird aus dem „postmodernen Thriller“ (Verlagswerbung) ein kafkaeskes Märchen, dessen Auflösung den Liebhaber von klassischen Kriminalgeschichten verwundern oder sogar enttäuschen wird. Wer sich jedoch auf die mystische Erzählung einlässt, wird nach dem kurzen Lesevergnügen hoffen, dass dies nicht das letzte Buch des serbischen Autors war.

Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
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