Buschbrände in Australien

„Die Hölle ist über Victoria gekommen“

Die australische Feuerwehr findet in den von Buschbränden verwüsteten
Gegenden immer mehr Tote. Dutzende sind es schon, es wird mit weiteren
gerechnet. Der Ministerpräsident schlägt Alarm.
Mindestens 65 Menschen kamen bislang bei den verheerenden Bränden im
Südosten Australiens ums Leben. Die Behörden fürchten, dass die Zahl
der Opfer noch weiter steigt. Ein Arzt vom Alfred Hospital in Melbourne
berichtete am Sonntag, die Straßen in den betroffenen Gebieten im
Bundessaat Victoria seien gesäumt von verlassenen Autos. Viele der in
Panik geflüchteten Insassen dürften nicht überlebt haben, vermutete er.
Von 20 ins Krankenhaus von Melbourne eingelieferten Verletzten
schwebten mehrere mit schweren Verbrennungen in Lebensgefahr. Von der
Opferzahl sind die Brände die verheerendsten in Australien seit einem
Vierteljahrhundert.
Im Hinterland von Melbourne fielen bei Trockenheit und extremer Hitze
riesige Flächen den Flammen zum Opfer. Zahlreiche Brände waren außer
Kontrolle. Jetzt sollen die Streitkräfte eingreifen. Starke Winde und
Temperaturen um die 45 Grad treiben seit Freitag die Flammen voran, die
im dürren Holz und Gestrüpp reiche Nahrung finden. Die etwa 400 Brände,
viele von ihnen absichtlich gelegt, zerstörten Hunderte Häuser.


„Die
wahre Hölle ist in den letzten 24 Stunden über die guten Leute von
Victoria gekommen“, sagte der australische Ministerpräsident Kevin
Rudd. „Das ist eine schreckliche Tragödie für die Nation.“ Australiens
bisher folgenschwerste Buschbrandkatastrophe war 1983, damals kamen in
zwei Staaten 75 Menschen ums Leben. Rudd war nach Victoria gereist, um
sich selbst ein Bild von den Zerstörungen zu machen.


Marysville – nördlich von Melbourne – sei fast von der Landkarte
verschwunden, berichteten australische Medien. Von den Häusern der rund
1000 Einwohner stünde nur noch eine Hand voll, berichtete eine
Reporterin. In anderen Städten sehe es nicht viel besser aus. Eine Frau
sagte, ihre Wohnort sei nicht mehr wiederzuerkennen.

Nach
Angaben des staatlichen Meteorologen Terry Ryan sind die Feuer so
stark, dass sie ihr eigenes Wetter schaffen: „Wir nennen das einen
Pyrokumulus.“ Dabei reißt die heiße Luft Asche mit nach oben. Die
entstehenden dunklen Wolken erinnern an einen Gewittersturm.


Die meisten Menschen starben nach Angaben der Polizei bei einem Brand
nordwestlich von Melbourne. Die Temperaturen in der zweitgrößten Stadt
Australiens waren am Samstag auf 46,4 Grad geklettert und damit auf den
höchsten Wert, der dort je an einem Februartag gemessen wurde. Weiter
im Landesinneren überstiegen die Temperaturen sogar die 47-Grad-Marke.


Quelle: http://www.focus.de/