Rückkehr nach Rapture in "BioShock 2
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Rückkehr nach Rapture in "BioShock 2
Es ist ein hinlänglich bekanntes Problem, mit dem sowohl Filmemacher als auch Autoren, Musiker oder eben Spieleentwickler zu kämpfen haben: Wie geht man nach einem überaus erfolgreichen ersten Teil die Fortsetzung an? Lässt man alles beim Alten, vergrault man neue Käuferschichten. Ändert man hingegen zu viel, werden eingesessene Fans enttäuscht. Die Lösung liegt - wie so oft im Leben - im goldenen Mittelweg. "BioShock 2", die lang ersehnte Fortsetzung des Erfolgsshooter aus dem Jahre 2007, macht da keine Ausnahme und überzeugt gerade deshalb – auch wenn die ganz große Überraschung ausbleibt.
Bahnbrechende Neuerungen sucht der Spieler in "BioShock 2" demnach vergeblich. Abermals geht es in die einst prächtige Unterwasser-Metropole von Rapture, wo nach dem Dahinscheiden von dessen Gründer, Andrew Ryan, nun die Psychologin Sofia Lamb mit ihren Horden durch genetische Modifikation verrückt gewordener "Splicer" das Sagen hat.
Big Daddy sucht Little Sister
Als "Subject Delta", ein Prototyp des allerersten Big Daddy, gilt es ihrem schmutzigen Geheimnis auf den Grund zu gehen und zugleich eine Little Sister namens Eleanor, die sich bereits zu Spielbeginn als die eigene Tochter entpuppt, zu befreien. Der Schlüssel zum Erfolg führt dabei erneut über blanke Waffengewalt und das ADAM – jene geheimnisvolle Substanz, mit dessen Hilfe sich der eigene Körper genetisch ummodeln lässt.
Doppelt hält besser
Großer Vorteil und vielleicht wichtigste Gameplay-Neuerung in "BioShock 2": Waffen wie Bohrer, MG, Schrotflinte oder Harpune und die sogenannten Plasmide – genetische Fähigkeiten, mit denen sich beispielsweise Blitze oder Feuerbälle verschießen lassen – können nun gleichzeitig benutzt werden. Die linke Schultertaste steuert den Plasmid-Einsatz, während mit der rechten die jeweilige Waffe abgefeuert wird.
Dies verleiht den Kämpfen gegen andere Big Daddies, Splicer und die neuen Big Sisters, die ebenfalls über die Gabe des Plasmid-Zaubers verfügen, wesentlich mehr Dynamik, senkt auf der anderen Seite jedoch auch deutlich den Schwierigkeitsgrad, was einigen Hardcore-Gamern sauern aufstoßen könnte. Oftmals genügt es bereits, einen Gegner einzufrieren und anschließend mit der Standard-Waffe, dem Bohrer, in tausend Einzelteile zu zerlegen.
Wer über ausreichende Mengen des Mana-Pendants "EVE" verfügt, kommt mit dieser Taktik relativ stressfrei vorwärts und ist daher auf viele weitere Gen-Modifikationen, Spezialmunition und Waffen-Upgrades, von denen es wie im Vorgänger reichlich gibt, strenggenommen nicht angewiesen. Es muss allerdings nicht erwähnt werden, dass dadurch ein Großteils des Spaßes auf der Strecke bleibt. Die von Rollenspielen gewohnte Sammelgier und der Upgrade-Wahn wollen schließlich befriedigt werden.
Schaurig-schöne Unterwasserstadt
Ohnehin lebt "BioShock 2" nicht vordergründig von den Auseinandersetzungen. Auch wenn sich optisch nicht viel geändert hat, ist es erneut die Atmosphäre des Spiels, die Gamer in ihren Bann zieht. Flackerndes Licht hier, ein blechern klingendes Grammophon dort sowie leckende Wände und Decken sorgen für unheilvolle Stimmung, während in den weitläufig angelegten Levels von Rapture verteilte Tonbänder vom Schicksal seiner Bewohner zeugen.
Gut sein oder Böses tun?
Während der Entdeckungstouren, die wie gewohnt an Verkaufsautomaten aller Art und Sicherheitsbots, die durch ein überarbeitetes Mini-Game wieder gehackt und auf die eigene Seite gezogen werden können, vorbeiführen, gilt es auch immer wieder moralische Entscheidungen zu treffen. Soll man die Little Sisters adoptieren und in Sicherheit bringen, oder lieber ausbeuten, um an das begehrte ADAM zu gelangen?
Abwägungen dieser Art betreffen jedoch auch andere Charaktere, denen man im Lauf des Spiels begegnet, womit "BioShock 2" seinem Anspruch, Shooter- mit Rollenspiel-Elementen zu verknüpfen, einmal mehr gerecht wird. Die Konsequenzen des eigenen Handelns sind durchaus spürbar und nicht bloß Kosmetik: Wer etwa eine Frau verschont, statt sie zu töten, darf sich künftig ihrer Unterstützung erfreuen.
Online in den Bürgerkrieg von Rapture
Zu guter Letzt haben die Entwickler von 2K Marin auch die Freunde der Mehrspieler-Ballerei bedacht und "BioShock 2" einen umfangreichen Multiplayer-Part spendiert, der neben dem klassischen Deathmatch auch einige team-basierte Spielvarianten bietet. Auch hier wurde das Geschehen in eine spannende Geschichte eingebettet, die zeitlich vor den Ereignissen in "BioShock" (siehe Infobox) angesiedelt ist und einen von insgesamt sechs zur Auswahl stehenden und auflevelbaren Charakteren in den "Bürgerkrieg" Raptures versetzt.
Fazit: Ein bisschen mehr erwartet hatte man sich ja schon, aber wie heißt es doch so schön: Never change a running system. "BioShock 2" bleibt seiner Linie treu und korrigiert nur dort, wo es nötig war. Vom neuen Gegnertypus der Big Sister und dem Multiplayer-Part einmal abgesehen, hat man irgendwie alles schon einmal gesehen. Das mag anfangs etwas enttäuschend sein, weil der große Wow-Effekt, wie man ihn noch beim ersten Teil erlebte, ausbleibt. Letzen Endes ändert dies jedoch nichts daran, dass auch "BioShock 2" ein großartiges Spiel geworden ist, das sich durch Setting, Story und Gameplay nach wie vor positiv vom Gros der Shooter-Einheitskost abhebt.
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: 2K Games
krone.at-Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
Bahnbrechende Neuerungen sucht der Spieler in "BioShock 2" demnach vergeblich. Abermals geht es in die einst prächtige Unterwasser-Metropole von Rapture, wo nach dem Dahinscheiden von dessen Gründer, Andrew Ryan, nun die Psychologin Sofia Lamb mit ihren Horden durch genetische Modifikation verrückt gewordener "Splicer" das Sagen hat.
Big Daddy sucht Little Sister
Als "Subject Delta", ein Prototyp des allerersten Big Daddy, gilt es ihrem schmutzigen Geheimnis auf den Grund zu gehen und zugleich eine Little Sister namens Eleanor, die sich bereits zu Spielbeginn als die eigene Tochter entpuppt, zu befreien. Der Schlüssel zum Erfolg führt dabei erneut über blanke Waffengewalt und das ADAM – jene geheimnisvolle Substanz, mit dessen Hilfe sich der eigene Körper genetisch ummodeln lässt.
Doppelt hält besser
Großer Vorteil und vielleicht wichtigste Gameplay-Neuerung in "BioShock 2": Waffen wie Bohrer, MG, Schrotflinte oder Harpune und die sogenannten Plasmide – genetische Fähigkeiten, mit denen sich beispielsweise Blitze oder Feuerbälle verschießen lassen – können nun gleichzeitig benutzt werden. Die linke Schultertaste steuert den Plasmid-Einsatz, während mit der rechten die jeweilige Waffe abgefeuert wird.
Dies verleiht den Kämpfen gegen andere Big Daddies, Splicer und die neuen Big Sisters, die ebenfalls über die Gabe des Plasmid-Zaubers verfügen, wesentlich mehr Dynamik, senkt auf der anderen Seite jedoch auch deutlich den Schwierigkeitsgrad, was einigen Hardcore-Gamern sauern aufstoßen könnte. Oftmals genügt es bereits, einen Gegner einzufrieren und anschließend mit der Standard-Waffe, dem Bohrer, in tausend Einzelteile zu zerlegen.
Wer über ausreichende Mengen des Mana-Pendants "EVE" verfügt, kommt mit dieser Taktik relativ stressfrei vorwärts und ist daher auf viele weitere Gen-Modifikationen, Spezialmunition und Waffen-Upgrades, von denen es wie im Vorgänger reichlich gibt, strenggenommen nicht angewiesen. Es muss allerdings nicht erwähnt werden, dass dadurch ein Großteils des Spaßes auf der Strecke bleibt. Die von Rollenspielen gewohnte Sammelgier und der Upgrade-Wahn wollen schließlich befriedigt werden.
Schaurig-schöne Unterwasserstadt
Ohnehin lebt "BioShock 2" nicht vordergründig von den Auseinandersetzungen. Auch wenn sich optisch nicht viel geändert hat, ist es erneut die Atmosphäre des Spiels, die Gamer in ihren Bann zieht. Flackerndes Licht hier, ein blechern klingendes Grammophon dort sowie leckende Wände und Decken sorgen für unheilvolle Stimmung, während in den weitläufig angelegten Levels von Rapture verteilte Tonbänder vom Schicksal seiner Bewohner zeugen.
Gut sein oder Böses tun?
Während der Entdeckungstouren, die wie gewohnt an Verkaufsautomaten aller Art und Sicherheitsbots, die durch ein überarbeitetes Mini-Game wieder gehackt und auf die eigene Seite gezogen werden können, vorbeiführen, gilt es auch immer wieder moralische Entscheidungen zu treffen. Soll man die Little Sisters adoptieren und in Sicherheit bringen, oder lieber ausbeuten, um an das begehrte ADAM zu gelangen?
Abwägungen dieser Art betreffen jedoch auch andere Charaktere, denen man im Lauf des Spiels begegnet, womit "BioShock 2" seinem Anspruch, Shooter- mit Rollenspiel-Elementen zu verknüpfen, einmal mehr gerecht wird. Die Konsequenzen des eigenen Handelns sind durchaus spürbar und nicht bloß Kosmetik: Wer etwa eine Frau verschont, statt sie zu töten, darf sich künftig ihrer Unterstützung erfreuen.
Online in den Bürgerkrieg von Rapture
Zu guter Letzt haben die Entwickler von 2K Marin auch die Freunde der Mehrspieler-Ballerei bedacht und "BioShock 2" einen umfangreichen Multiplayer-Part spendiert, der neben dem klassischen Deathmatch auch einige team-basierte Spielvarianten bietet. Auch hier wurde das Geschehen in eine spannende Geschichte eingebettet, die zeitlich vor den Ereignissen in "BioShock" (siehe Infobox) angesiedelt ist und einen von insgesamt sechs zur Auswahl stehenden und auflevelbaren Charakteren in den "Bürgerkrieg" Raptures versetzt.
Fazit: Ein bisschen mehr erwartet hatte man sich ja schon, aber wie heißt es doch so schön: Never change a running system. "BioShock 2" bleibt seiner Linie treu und korrigiert nur dort, wo es nötig war. Vom neuen Gegnertypus der Big Sister und dem Multiplayer-Part einmal abgesehen, hat man irgendwie alles schon einmal gesehen. Das mag anfangs etwas enttäuschend sein, weil der große Wow-Effekt, wie man ihn noch beim ersten Teil erlebte, ausbleibt. Letzen Endes ändert dies jedoch nichts daran, dass auch "BioShock 2" ein großartiges Spiel geworden ist, das sich durch Setting, Story und Gameplay nach wie vor positiv vom Gros der Shooter-Einheitskost abhebt.
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: 2K Games
krone.at-Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
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