BMW X5 3.0sd: Bayerischer Waldmeister

Er ist schon ein ganz schönes Schiff, der BMW X5 3.0sd. 2,8 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht sind eine ordentliche Hausnummer und 2,2 Tonnen Leergewicht wollen auch erst mal um die Kurven geschupft werden. Doch mit der Gewalt von 580 Nm und 286 PS aus dem verturboten Diesel, vereint mit einem Haufen Fahrwerkselektronik, schwinden die gefühlten Kilos wie Schnee im Föhnsturm.



Wenn der X5 auch naturgemäß der schwerfälligste aller BMWs ist: Der Antritt ist verhältnismäßig gewaltig. In 7 Sekunden zeigt der Tacho 100, bei 235 km/h halten sich Leistung und Luftwiderstand die Waage. Vor allem mit Aktivlenkung und Adaptive Drive kommt echter Fahrspaß auf, die Karosse neigt sich dank Wankstabilisierung auch in sehr schnellen Kurven kaum zur Seite. Dabei muss einem aber immer eines bewusst sein: Die Massenträgheit „is a Hund“, und gegen die Physik hilft die beste Elektronik nichts.


Solcherlei kostet natürlich nicht zu knapp extra, so dass der Testwagen auf einen Wert von über 100.000 Euro kommt, wobei 66.000 Euro in der Liste stehen. Aber wer will schon verzichten, wenn er es sich leisten kann? Auf das extrem angenehme Navi zum Beispiel, den Komfortzugang (bei dem der Autoschlüssel immer in der Hosentasche bleibt), das Panoramaglasdach, die Vierzonenklimaanlage, Memory-Sportsitze mit einer Lehne, die die Seitenflanken bei Motorstart an den Fahrerrücken anpasst, nicht zu vergessen die Standheizung, die sich easy über das i-Drive programmieren lässt. Okay, das i-Drive sollte man eigentlich ein Semester lang studieren.

Pilotentacho
An das Head-Up-Display könnte man sich gewöhnen. Es spiegelt die gefahrene Geschwindigkeit und Navi-Fahranweisungen in die Windschutzscheibe ein, wie es in Kampfjets der Fall ist. Sehr angenehm!



Welt- und Waldmeister
Auch jenseits der Sonderausstattungen ist der X5 begehrenswert. Luxus fährt so oder so mit (schon der joystickmäßige Wählhebel für die spritsparende Sechsgangautomatik macht eine Menge her, mit ihm kann man sich auf den Boulevards der Welt ebenso zeigen wie auf der Almhütte. Auf die kommt der große Bayer dank Allradantrieb und Elektronik gut hinauf – und auch wieder herunter, schließlich ist eine per Lenkstockhebel regelbare Bergabfahrhilfe serienmäßig! Bergauf-Bergab-Waldgelände hat der X5 jedenfalls mit Bravour gemeistert, stößt lediglich wegen fehlender Geländebereifung auf tiefem Geläuf an seine Grenzen. Die Wattiefe bei 7 km/h beträgt 50 Zentimeter, die Bodenfreiheit 22 Zentimeter.
Ob man nun die Almhüttenversorgung oder Louis-Vuitton-Taschen und -Golfbags verräumen möchte, der Kofferraum fasst 620 bis 1.750 Liter, also eine Menge. Dank der geteilt zu öffnenden Heckklappe (die „Ladekante“ lässt sich extra aufklappen) ist er auch gut zu beladen. Leider wird die Ladefläche durch das Umklappen der geteilten Rückbanklehnen nicht ganz eben. Durch die Durchreiche passt übrigens sogar ein Snowboard.



Für Feines und Grobes
Nur für asphaltierte Straßen ist der X5 fast zu schade, obwohl die meisten selbige kaum verlassen werden. Tatsächlich ist er ein Rundum-sorglos-Paket, besonders, wenn man sich in der immensen Aufpreisliste bedient hat. Seit dem Modellwechsel wirkt er auch nicht mehr ganz so massiv, so dass die BMW-Eleganz durchkommt. Wer 100.000 Euro in ein Auto stecken kann, legt die Kohle hier bestens an.
Stephan Schätzl www.krone.at