Raucher- und Nichtraucherlokale in Graz

Das Anti-Raucher-Gesetz ärgert Wirte und lässt Gäste ratlos zurück. In Graz gibt es bereits 20 Anzeigen - sowie erste rauchfreie Kaffeehäuser.


Im Tribeka herrscht schon seit längerem Rauchverbot

Aiola City, Grazer Mehlplatz, Nachmittag: Der Bitte nach einem Aschenbecher begegnet der Kellner mit einem "Hier dürfen Sie nicht rauchen!". Der Bereich hinter den Arkaden gehöre Nichtrauchern, betont er. Zu erkennen an . . . Ja, woran? Der Kellner zeigt auf einen kleinen Tischaufsteller, der sich einige Meter entfernt versteckt hat. Doch die "offene Trennung" im Lokal zwischen frischer und würziger Luft sei eh bloß vorübergehend und mit dem Umbau Geschichte. Anfang April.

Ratespiel. Ja, das neue Anti-Raucher-Gesetz lässt derzeit auch in Graz so manchen Lokalbesuch zum Ratespiel werden. Raucherlokal? Frischluftzone? Oder beides?

Probe aufs Exempel. Die Kleine Zeitung machte die Probe aufs Exempel und nahm Kaffehäuser in der Innenstadt unter die Lupe. Genießen Raucher und Nichtraucher getrennt ihren Verlängerten? Wird dies ausgewiesen? Oder sitzen gar alle gemeinsam an einem Tisch?

Das Ergebnis: Eine bauliche Trennung ist derzeit Mangelware. Die vorgeschriebenen rot-grünen Pickerl an der Eingangstür, die dem ankommenden Gast die Ausrichtung des Lokals verdeutlichen, sucht man oft vergebens. Und um das Rätselraten perfekt zu machen, sind von diesen Aufklebern auch in Graz zwei unterschiedliche Varianten im Umlauf

Raucher wechseln ins Nachbarlokal. Kein Wunder, dass vielen Wirten das neue Gesetz sauer aufstößt. Gleichsam stellvertretend ärgert sich Gerhard Sudy, der in seinem Cafe Muhr in der Herrengasse für Nichtraucher den vorderen Bereich reserviert hat - und im kleineren Cafe Gino am Tummelplatz das ganze Lokal. "Mit dem Effekt, dass manche Raucher zum Nachbarlokal gehen", schimpft Sudy und fordert eine - verpflichtende - einheitliche Regelung für alle Wirte.

Rauchfreien Zone. Kollegin Alexandra Sperl hat indes von einer baulichen Trennung Abstand genommen - und ihr bekanntes Cafe Promenade zur rauchfreien Zone erklärt. Weil die Zeit reif dafür sei. Weil es den Bildern im Cafe, von renommierten Künstlern angefertigt, bekomme. "Und weil Rauch nicht zu einem guten Kaffee oder einem guten Essen passt", meint Sperl - selbst Raucherin.
M. SARIA. K. TZIVANOPOULOS www.kleine.at