„Hundszeiten“ - Verrat und späte Rache
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„Hundszeiten“ - Verrat und späte Rache
Krimis mit Lokalkolorit funktionieren nicht nur in der idyllischen Provinz, sondern auch in einer Millionenstadt. Die Münchner Kommissarin Laura Gottberg ermittelt in ihrem fünften Fall im Obdachlosenmilieu.
"Hundszeiten“ von Felicitas Mayall, Kindler-Verlag, 416 Seiten, 19,90 Euro
Es sind Hundstage in München. Alte Menschen sterben wie die Fliegen, das Tropenwetter sorgt für erhitzte Gemüter, auch bei den Vorgesetzten der Münchner Kommissarin Laura Gottberg: Jede Leiche in einem Altenheim könnte auch das Mordopfer eines Erbschleichers sein, der seine Tat wie einen Hitzekollaps erscheinen lässt. Felicitas Mayall zeigt in ihrem fünften Laura-Gottberg-Krimi die unschönen Seiten der bayerischen Vorzeige-Metropole: An den Isar-Auen leben als Penner verunglimpfte Obdachlose, und in der Nähe treiben gröhlende Rechtsradikale ihr Unwesen und verbreiten Angst, Schrecken und Gewalt.
Beim Spazierengehen lernt die Kommissarin den sympathischen und skurrilen Obdachlosen Ralf kennen, der im Fußgängertunnel unter dem Friedensengel lebt, Steine verkauft und deshalb „Ralf, der Steinmetz“ genannt wird. Auch dass er ihr ein blaues Auge schlägt, weil er sie für einen unbekannten Angreifer hält, ändert nichts daran, dass sich beide zaghaft anfreunden und sie seine Einladung zu einem Becher selbst angerührter Kaffee-Plörre annimmt. Umso erschrockener ist Laura Gottberg, als sie zu einem Einsatz gerufen wird: Ein Obdachloser liegt am Isarufer, er wurde zu Tode geprügelt. Und es bleibt nicht die einzige Leiche im Stadtstreichermilieu.
Blockwart vergiftet
Zugleich lässt Laura Gottberg ein alter Fall nicht los, der bis in die Kriegszeit zurückreicht: Ein 91-jähriger Mann wurde vergiftet. Er war Blockwart und hat Juden an die Nazis verraten. Laura vermutet eine späte, tödliche Rache, doch die Zeitzeugen sind alt und wortkarg. Ist ein jüdisches Mädchen, das den damaligen Verrat überlebt haben könnte, in die Stadt zurückgekehrt?
Ein bisschen Donna-Leon-Flair bekommt dieser München-Krimi durch Lauras Lebensgefährten, Commissario Angelo Guerrini aus Siena. Der steht natürlich immer am Telefon mit seinen Ratschlägen bereit und reist sogar nach München, um seiner Freundin bei den Ermittlungen zu helfen. Diese Brunetti-Einlagen muss man nicht mögen, sie können sogar überflüssig wirken, sie fügen sich jedoch in eine umfangreiche Schilderung des Privatlebens der Kommissarin ein, die sich auch regelmäßig nach dem Wohlbefinden ihrer Kinder erkundigt, die in England Sprachferien machen.
Das alles macht „Hundszeiten“ zu einem eher gemütlichen Roman, der ohne Thriller- und Action-Elemente auskommt und stattdessen von den liebenswürdigen Charakteren und der stimmungsvollen Atmosphäre in der Großstadtgluthitze lebt. Felicitas Mayall, die einst als Journalistin für die „Süddeutsche Zeitung“ geschrieben hat, beweist, dass die Kombination aus schöner Literatur und Lokalkolorit nicht nur in Ferienregionen von Allgäu bis Ostfriesland, sondern auch in einer Millionenstadt funktionieren kann. Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
"Hundszeiten“ von Felicitas Mayall, Kindler-Verlag, 416 Seiten, 19,90 Euro
Es sind Hundstage in München. Alte Menschen sterben wie die Fliegen, das Tropenwetter sorgt für erhitzte Gemüter, auch bei den Vorgesetzten der Münchner Kommissarin Laura Gottberg: Jede Leiche in einem Altenheim könnte auch das Mordopfer eines Erbschleichers sein, der seine Tat wie einen Hitzekollaps erscheinen lässt. Felicitas Mayall zeigt in ihrem fünften Laura-Gottberg-Krimi die unschönen Seiten der bayerischen Vorzeige-Metropole: An den Isar-Auen leben als Penner verunglimpfte Obdachlose, und in der Nähe treiben gröhlende Rechtsradikale ihr Unwesen und verbreiten Angst, Schrecken und Gewalt.
Beim Spazierengehen lernt die Kommissarin den sympathischen und skurrilen Obdachlosen Ralf kennen, der im Fußgängertunnel unter dem Friedensengel lebt, Steine verkauft und deshalb „Ralf, der Steinmetz“ genannt wird. Auch dass er ihr ein blaues Auge schlägt, weil er sie für einen unbekannten Angreifer hält, ändert nichts daran, dass sich beide zaghaft anfreunden und sie seine Einladung zu einem Becher selbst angerührter Kaffee-Plörre annimmt. Umso erschrockener ist Laura Gottberg, als sie zu einem Einsatz gerufen wird: Ein Obdachloser liegt am Isarufer, er wurde zu Tode geprügelt. Und es bleibt nicht die einzige Leiche im Stadtstreichermilieu.
Blockwart vergiftet
Zugleich lässt Laura Gottberg ein alter Fall nicht los, der bis in die Kriegszeit zurückreicht: Ein 91-jähriger Mann wurde vergiftet. Er war Blockwart und hat Juden an die Nazis verraten. Laura vermutet eine späte, tödliche Rache, doch die Zeitzeugen sind alt und wortkarg. Ist ein jüdisches Mädchen, das den damaligen Verrat überlebt haben könnte, in die Stadt zurückgekehrt?
Ein bisschen Donna-Leon-Flair bekommt dieser München-Krimi durch Lauras Lebensgefährten, Commissario Angelo Guerrini aus Siena. Der steht natürlich immer am Telefon mit seinen Ratschlägen bereit und reist sogar nach München, um seiner Freundin bei den Ermittlungen zu helfen. Diese Brunetti-Einlagen muss man nicht mögen, sie können sogar überflüssig wirken, sie fügen sich jedoch in eine umfangreiche Schilderung des Privatlebens der Kommissarin ein, die sich auch regelmäßig nach dem Wohlbefinden ihrer Kinder erkundigt, die in England Sprachferien machen.
Das alles macht „Hundszeiten“ zu einem eher gemütlichen Roman, der ohne Thriller- und Action-Elemente auskommt und stattdessen von den liebenswürdigen Charakteren und der stimmungsvollen Atmosphäre in der Großstadtgluthitze lebt. Felicitas Mayall, die einst als Journalistin für die „Süddeutsche Zeitung“ geschrieben hat, beweist, dass die Kombination aus schöner Literatur und Lokalkolorit nicht nur in Ferienregionen von Allgäu bis Ostfriesland, sondern auch in einer Millionenstadt funktionieren kann. Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
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