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Frischfleischskandal

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Beitrag von sigi Mo Sep 14, 2009 8:23 pm

Nach „Wut“ und „Gier“ widmet sich Marcel Feige in seinem neuen Thriller den menschlichen Abgründen, in denen der „Trieb“ aus Biedermännern Verbrecher macht.


Frischfleischskandal Hboof710
Trieb“ von Marcel Feige, Goldmann-Verlag, 672 Seiten, 8,95 Euro
Wie auch in seinen ersten Romanen lässt Feige seinen Kommissar Kalkbrenner wieder in der Hauptstadt ermitteln. In einem Berliner Nobelhotel wird ein angesehener Geschäftsmann ermordet aufgefunden, der seltsamerweise unter falschem Namen eingecheckt hat und offensichtlich in einen Gammelfleischskandal verwickelt ist. Zur gleichen Zeit wird auch ein Staatssekretär ermordet, der dem Journalisten Sackowitz pikante Informationen zustecken wollte. Kalkbrenner und Sackowitz, die beide auf ihre Weise auch ihre Frauenprobleme zu bewältigen haben und sich als polizeilicher und journalistischer Ermittler regelmäßig über den Weg laufen, stellen bald fest, dass es hier nicht um Gammelfleisch geht, sondern um eine brutale kriminelle Szene, die ihre Opfer „Frischfleisch“ nennt.

Aus der Opferperspektive schildert Feige einfühlsam die Geschichte des kleinen Albaners Tabori, der sein Kinderzimmer mit dem Tokio-Hotel-Poster in einem winzigen Bergdorf verlässt, um im fernen Deutschland seinen Cousin zu finden, ein neues Leben zu beginnen und das große Geld zu verdienen. In Berlin angekommen, fühlt er sich vor den öffentlichen Spielekonsolen des „Saturn“ wie im Paradies und gerät rasch an falsche Freunde. Ludwig heißt der Mann, der Tabori aufgreift, sein Vertrauen gewinnt, ihm teure Geschenke macht und eine Art Vater-Sohn-Beziehung aufbaut. Er verspricht ihm, ihn zu Männern zu bringen, die wissen, wo sein Cousin ist. Doch in Wahrheit handelt es sich um Pädophile, die sich über „Frischfleisch“ freuen.

Es ist erschütternd, wie Feige bis ins Detail beschreibt, wie sich die Kinderschänder die Gunst ihrer hilflosen Opfer erschleichen, ihnen Zuwendung geben und in ihnen ein schlechtes Gewissen erzeugen, wenn sie sich nicht mit sexuellen Gefälligkeiten dankbar zeigen für die teuren Geschenke und die emotionale Geborgenheit. Der Autor, der vor seiner Schriftstellerkarriere als Journalist tätig war, ist bei monatelangen Recherchen zu einem Sachbuch auf die Pädophilenszene aufmerksam geworden. Was er dort erfahren hat, hat ihn nicht mehr losgelassen. Im Schicksal des kleinen Tabori hat er die wahren Geschichten vieler Jungs zusammengefasst, die er bei seinen Recherchen kennengelernt hat.

So wird „Trieb“ nicht nur ein packender Thriller, in dem es um die fieberhafte Suche nach einem entführten Jungen aus feinen Kreisen geht, sondern auch ein Gesellschaftsroman, der Einblicke gibt in eine Szene, von der man sich nicht vorstellen will, dass es sie wirklich in jeder Großstadt gibt und in die der nette Nachbar ebenso verstrickt sein kann wie angesehene Geschäftsleute oder Politiker. Die Erschütterung des Autors ist in jeder Zeile zu spüren. Und auch wenn Feige im Nachwort fast alle seine Recherchequellen offenlegt und keinen Zweifel an der Authentizität der geschilderten Widerwärtigkeiten lässt, verkommt „Trieb“ dennoch nicht zu einem literarischen erhobenen Zeigefinger, sondern ist ein intelligenter Spannungsroman, den man nach der Lektüre nicht gedankenlos zur Seite legen kann. Von FOCUS-Online-Redakteur Harry Luck www.focus.de
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