Sparkurs auf Konsumentenkosten

Käse aus Eiweißpulver, Schinken aus Separatorenfleisch und Fruchtjoghurt mit Sägespänen: Die Lebensmittelindustrie neppt Kunden mit vielfältigen Tricks und meistens legal.

Heiß und duftend kommt die Pizza aus dem Ofen, je nach Geschmack belegt mit Schinken, darüber geschmolzener Käse. Doch Achtung, Optik und Geschmack täuschen – der Schinken besteht aus Separatorenfleisch, der Käse aus Eiweißpulver. Gegen diesen Betrug am Konsumenten gehen Verbraucherschützer seit einiger Zeit vor. „Leider haben wir nicht den Eindruck, als sei die Kennzeichnung in den letzten Jahren besser geworden“, sagt Andrea Danitschek, Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale Bayern. Die Hersteller argumentieren, dass ein Blick in die Zutatenliste klären könne, worum es sich bei dem Produkt genau handle. Das setzt jedoch einiges an Vorwissen voraus. Geübte können zwar die Inhaltsstoffe entschlüsseln, in der Weiterverarbeitung geht diese Information aber meist verloren – auf Speisekarten oder beim Thekenverkauf beispielsweise finden sich in den seltensten Fällen Hinweise auf die wahre Beschaffenheit der verwendeten Produkte. Das ist jedoch in vielen Fällen nicht rechtens. In der Speisekarte müsste zwar stehen, wenn ein Wirt Formfleisch statt echten Schinkens verwendet, auch Kässpätzle dürfen Gastronomen nicht so nennen, wenn sie keinen echten Käse verwenden. „Allerdings herrscht hier eine große Grauzone“, kritisiert Andrea Danitschek. Der Hinweis: „Überbacken mit Pflanzenfett und Milchbestandteil“ dürfte auf Speisekarten Seltenheitswert haben, selbst wenn der Koch das Käseplagiat verwendet.
Von FOCUS-Online-Redakteurin Helwi Braunmiller www.focus.de