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Reptil des Jahres 2009 - Die Würfelnatter

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Reptil des Jahres 2009 - Die Würfelnatter Empty Reptil des Jahres 2009 - Die Würfelnatter

Beitrag von Talita Mo Jan 12, 2009 3:01 am

Die Würfelnatter - Natrix tessallata - ist eine harmlose und ungiftige Schlangenart,
die sehr gut an das Leben im und am Wasser angepasst ist. Obwohl diese Art in Österreich
regional häufig vorkommt, ist sie in der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Oft wird sie als „Wasserschlange“ bezeichnet, da sie einen beträchtlichen Teil ihrer Aktivitätsperiode im Wasser verbringt, um dort ihre bevorzugte Beute (Fische) zu jagen.
Die Art besiedelt weite Teile des südlichen Mittel- und Osteuropas. Ihr Vorkommen erstreckt sich von der Südostschweiz (sie fehlt in Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel) und der Apenninhalbinsel über alle Balkanstaaten einschließlich einiger Insel im Ägäischen bzw. Ionischen Meer bis nach Kleinasien. Im Süden wird Ägypten (Nildelta) erreicht, während sich im Norden ihre Verbreitung entlang der Küste des Schwarzen Meeres in Richtung Kaspisches Meer erstreckt. Ihre östlichste Verbreitungsgrenze erreicht sie in Westchina. Isoliert davon existieren Vorkommen in Mitteleuropa (Deutschland, Tschechien).


Reptil des Jahres 2009 - Die Würfelnatter Natrix_tessellata
Bild-Quelle: www.herpetofauna.at


Die Würfelnatter erreicht in Österreich die nördliche Grenze ihres geschlossenen Verbreitungsareals. Vorkommensschwerpunkte stellen größere Flusslandschaften in klimatisch begünstigten Gebieten Süd- und Ostösterreichs dar. Sie fehlt in Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Isolierte Vorkommen sind aus Oberösterreich an der Traun bekannt. In Niederösterreich ist die Würfelnatter im Thayatal, an der Pielach, Krems, Kamp, Schwechat und Leitha sowie stellenweise an der Donau und March verbreitet. In Wien existieren wenige und räumlich voneinander getrennte Populationen. Das Vorkommen im Bereich des Neusiedlersees wurde kontroversiell diskutiert, aufgrund der ungünstigen Habitatsituation zählt der See aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu ihrem geeigneten Lebensraum.

Relativ häufig ist N. tessellata dagegen an der Drau und Gail sowie im Grazer Becken (Mur, Kainach, Raab, Sulm), wo die Vorkommen weiter bis nach Slowenien reichen. Besiedelt werden in Kärnten auch einige Seen, wie z. B. Wörthersee, Keutschacher See und Ossiacher See. In Österreich sind Vorkommen bis in einer Höhe von ca. 800 m (Kärnten) bekannt, ansonsten ist diese Art ein ausgesprochener Bewohner des Flach- und Hügellandes.


Lebensräume
Von allen einheimischen Schlangenarten ist die Würfelnatter am stärksten an aquatische Lebensräume gebunden. Bevorzugt besiedelt werden klare, mäßig rasch oder langsam fließende, naturnahe und unverbaute Bäche und Flüsse, gelegentlich auch Altarme oder Seen (s. oben). Solche Gewässer zeichnen sich in der Regel durch einen hohen Fischreichtum und durch reich strukturierte Uferzonen (Gebüsch, Schotterbänke, Totholz, Bruchsteinmauern) mit Stillwasserzonen aus. Gelegentlich werden Würfelnattern auch in einiger Entfernung von ihren Gewässern angetroffen. Dies betrifft in erster Linie Weibchen, welche Eiablageplätze aufsuchen sowie Tiere in der Nähe von Winterquartieren (Hibernationsplätze).

Von März bis Mitte April werden normalerweise die Winterquartiere verlassen, die sich meistens in höher gelegenen Bereichen der Flussläufe befinden. Nach der ersten Frühjahrshäutung findet in der Regel die Paarung statt. Kopulationen können bis Mitte Juni beobachtet werden. Je nach Witterung halten sich dann die meisten Individuen bis September in Gewässernähe auf. Danach kehren sie zu den Hibernationsplätzen zurück (Hibernation eng. für „Winterschlaf“). Weibchen suchen im Sommer ihre Eiablageplätze wie Misthaufen und Totholzansammlungen auf, die gelegentlich in beträchtlicher Entfernung liegen können.

Als ausgezeichnete Schwimmerin und Taucherin trifft man die Würfelnatter zu den wärmeren Tageszeiten oft im Wasser an, in den Morgenstunden wird ein ausgiebiges Sonnenbad genommen um die Vorzugstemperatur zu erreichen. Bei Gefahr flüchten die Schlangen stets ins Wasser, um sich geschickt zwischen Steinen oder Totholz zu verstecken. Werden die Tiere bedrängt, scheiden sie ein übel riechendes Analsekret aus, beißen jedoch nur in Ausnahmefällen. Gelegentlich kann es sogar zu einem „Totstellreflex“ kommen. Aufgrund ihrer Lebensweise sind sie im Gegensatz zu anderen heimischen Schlangen auch bei hohen Tagestemperaturen zu beobachten, dann aber meistens im Wasser. Die Würfelnatter ist in Mitteleuropa eine stets tagaktive Schlangenart.


Fortpflanzung
Die Paarung findet nach der Winterruhe statt (s. oben), etwa 14 Tage nach Verlassen des Winterquartiers. Die Eiablage erfolgt hauptsächlich im Zeitraum von Ende Juni bis Anfang August. Die Anzahl der gelegten Eier schwankt zwischen 5 und 25 Stück, abhängig von der Größe des Weibchens. Durch die einschneidenden Lebensraumveränderungen fehlt es heute an vielen Orten an geeigneten Eiablagestellen. Deshalb werden oft künstliche Reproduktionsplätze wie Sägemehlhaufen oder Pferdemisthaufen aufgesucht. Gelegentlich kann es hier zu Eiablage-Vergesellschaftungen mit anderen Arten (Ringelnatter, Äskulapnatter) kommen. Die Länge der oval geformten und weißlichen Eier beträgt im Normalfall zwischen 30 bis 40 mm, die Breite 19 bis 24 mm. Jungtiere finden man ab Ende August. Über das Überwintern von Jungtieren im Gelege ist nichts bekannt.


Nahrung
Würfelnattern sind ausgesprochene Fischfresser. Amphibien und deren Larven werden nur in Ausnahmefällen erbeutet. Es gibt keine Bevorzugung für eine bestimmte Fischart, die Auswahl erfolgt vielmehr nach Verfügbarkeit und Größe der Nahrungstiere. Ihre Beute wird entweder schwimmend zwischen Steinen oder Totholz am Gewässergrund aufgestöbert oder durch Auflauern im Wasser erbeutet. Die Nahrungsaufnahme findet ausschließlich im Wasser statt.


Gefährdung und Schutz
Augrund ihrer Bindung an gut strukturierte Gewässer in wärmebegünstigten Lagen zählt die Würfelnatter zu den am meisten gefährdeten Reptilien in Österreich. Vor allem die großflächigen Veränderungen der Flusslandschaften während der letzten Jahrzehnte haben das Verbreitungsareal dieser Schlangeart drastisch eingeschränkt und fragmentiert. Durch Begradigungen und andere flussbauliche Maßnahmen gingen vielerorts wertvolle Strukturen wie Sonnenplätze und Winterquartiere verloren. Die Verunreinigung der Gewässer durch kommunale und industrielle Abwässer führte zu einer massiven Änderung und zum Rückgang der Fischfauna. Wichtige Sonnenplätze gehen aufgrund der großflächigen Ausbreitung von standortfremden Pflanzen („Neophyten“) und der oftmals fehlenden Flussdynamik, welche nach Hochwasserereignissen immer wieder offene Stellen schaffen würde, verloren.

Regional kann auch der Straßenverkehr erhebliche Verluste an Populationen fordern, wenn Straßen die Wander- und Ausbreitungskorridore entlang von Flüssen zerschneiden. Verschiedene Freizeitaktivitäten (Badebetrieb, Boote, usw.) und die daraus resultierenden Störungen an Gewässern können lokal eine Beeinträchtigung von Vorkommen darstellen. Eine direkte Verfolgung durch den Menschen spielt in Österreich keine Rolle, gelegentlich werden aber Würfelnattern von Fischern als „Beutekonkurrenten“ erschlagen.

Wichtigstes Ziel für die Erhaltung von Würfelnatterpopulationen in Österreich sollte der Schutz von naturnahen Flusslandschaften sein. Die Schaffung von Sonnenplätzen, Flachwasserzonen (hohes Angebot an Jungfischen) sowie von Eiablageplätzen würde außerdem bestehende Vorkommen fördern.

Nicht ohne Grund ist deshalb die Würfelnatter in Österreich in der „Roten Liste“ als „stark gefährdet“ und in der „Fauna-Flora-Habitat-Richtline“ der Europäischen Union im Anhang IV eingestuft.

Quelle: www.herpetofauna.at/reptilien
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