Meine Tochter, Arm in Arm mit ihm ...
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Meine Tochter, Arm in Arm mit ihm ...
Zu Ostern stellte mich meine Tochter vor vollendete Tatsachen, stand einfach in der Tür, Arm in Arm mit ihm.
Vor Schreck würgte ich den Biss vom Ei hinunter, verschluckte mich und hustete was von dem Dotter auf ihn. Er aber glotzte nur und grinste mich blöde an. Fast musste ich lachen. Sah einfach zu dämlich aus, der gelbe Schleimfaden an seinem Ohr, der sich immer mehr in die Länge zog.
Doch ich verkniff es, spielte die Rolle des Patriarchen, Familienoberhaupt, das ich war, und wies stumm auf zwei Plätze am herrschaftlich gedeckten Tisch.
Ich hasste ihn von Anfang an, und ließ ihn auch bei Tisch nicht aus den Augen. Wie er schon da saß mit seinem aufgedunsenen Wanst, den fetten Kopf abgeknickt, als reiche die Muskelkraft seines Stiernackens nicht aus, um das Gewicht zu tragen. Dämlicher Blick ohne Tiefgründigkeit über dauergrinsender Visage, die danach schrie, verdroschen zu werden.
So einen liebte meine Prinzessin? Mein Nesthäkchen, goldener Engel mit Locken im Haar? Jeder andere wäre besser gewesen, doch sie stand offenbar auf Dicke.
Unwillkürlich schüttelte ich mich.
Selbstfindungsphase, definierte ich mir später den hypnotischen Blick meiner Tochter, mit dem sie ihn verklärt ansah, so oft es nur ging.
Wieso himmelt sie ihn so an, fragte ich mich wochenlang und: was hat der, was ich nicht habe?
Von mir konnte sie den Hang zum Speck nicht haben, denn ich war ein drahtiges Vorbild. Drei Mal Fitnessstudio die Woche und zusätzliches Walking in den Abendstunden: durchtrainierter war kein anderer Vierzigjähriger.
Und dennoch hatte sie nur Augen für ihn, neckte und kuschelte so ungeniert, dass mir fast schlecht wurde.
Seit Ostern gehörte er praktisch zur Familie, wich keinen Schritt von ihrer Seite und schlief sogar in ihrem Bett.
Allabendlich verfluchte ich meine Frau für den Frevel der damaligen Geheimniskrämerei um ihn und war mir in einem absolut sicher: Nächstes Ostern würde ich die Geschenke aussuchen. Dann gäbe es den dürren Pinocchio und keinen dieser kugelbäuchigen Schlafteddys.
Karsten Gebhardt
Quelle: http://www.kurzgeschichten-verlag.de/ostern/ostern-019.html
Vor Schreck würgte ich den Biss vom Ei hinunter, verschluckte mich und hustete was von dem Dotter auf ihn. Er aber glotzte nur und grinste mich blöde an. Fast musste ich lachen. Sah einfach zu dämlich aus, der gelbe Schleimfaden an seinem Ohr, der sich immer mehr in die Länge zog.
Doch ich verkniff es, spielte die Rolle des Patriarchen, Familienoberhaupt, das ich war, und wies stumm auf zwei Plätze am herrschaftlich gedeckten Tisch.
Ich hasste ihn von Anfang an, und ließ ihn auch bei Tisch nicht aus den Augen. Wie er schon da saß mit seinem aufgedunsenen Wanst, den fetten Kopf abgeknickt, als reiche die Muskelkraft seines Stiernackens nicht aus, um das Gewicht zu tragen. Dämlicher Blick ohne Tiefgründigkeit über dauergrinsender Visage, die danach schrie, verdroschen zu werden.
So einen liebte meine Prinzessin? Mein Nesthäkchen, goldener Engel mit Locken im Haar? Jeder andere wäre besser gewesen, doch sie stand offenbar auf Dicke.
Unwillkürlich schüttelte ich mich.
Selbstfindungsphase, definierte ich mir später den hypnotischen Blick meiner Tochter, mit dem sie ihn verklärt ansah, so oft es nur ging.
Wieso himmelt sie ihn so an, fragte ich mich wochenlang und: was hat der, was ich nicht habe?
Von mir konnte sie den Hang zum Speck nicht haben, denn ich war ein drahtiges Vorbild. Drei Mal Fitnessstudio die Woche und zusätzliches Walking in den Abendstunden: durchtrainierter war kein anderer Vierzigjähriger.
Und dennoch hatte sie nur Augen für ihn, neckte und kuschelte so ungeniert, dass mir fast schlecht wurde.
Seit Ostern gehörte er praktisch zur Familie, wich keinen Schritt von ihrer Seite und schlief sogar in ihrem Bett.
Allabendlich verfluchte ich meine Frau für den Frevel der damaligen Geheimniskrämerei um ihn und war mir in einem absolut sicher: Nächstes Ostern würde ich die Geschenke aussuchen. Dann gäbe es den dürren Pinocchio und keinen dieser kugelbäuchigen Schlafteddys.
Karsten Gebhardt
Quelle: http://www.kurzgeschichten-verlag.de/ostern/ostern-019.html
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