Quelle-Versand sperrt zu - Standort Österreich bleibt

7.000 ohne Job


Das deutsche Traditionsversandhaus Quelle sperrt zu. "Nach intensiven Verhandlungen mit einer Vielzahl von Investoren sehen wir jetzt keine Alternative zum Aus von Quelle Deutschland mehr", gab ein Sprecher der Quelle-Mutter Arcandor bekannt. 7.000 Mitarbeiter werden ihren Job verlieren. Die Österreich-Tochter des Versandhauses bleibt vorerst bestehen, braucht aber einen Investor.


Der Quelle-Mutter-Konzern Arcandor hat im Juni Insolvenz angemeldet und sich zunächst noch um ein Sanierungs- bzw. Verkaufskonzept bemüht. Der Flächenvertrieb sollte teilweise aufgegeben werden und auch das QuelleTechnikCenter.
Vorgesehen war auch ein Personalabbau von 10.500 auf knapp 7.000 Stellen bis Jänner 2010. Bis Ende September 2009 hatten 600 Beschäftigte selbst gekündigt, für 2.500 Mitarbeiter wurden Interessenausgleich und Sozialplan ausgehandelt. Die restlichen rund 7.000 Mitarbeiter werden nun auch ihre Arbeit verlieren.
Die Schließung schlägt hohe Wellen. 3.000 Mitarbeiter der Deutschen Post, die die Logistik für die Arcandor-Häuser Quelle und Karstadt bewerkstelligen, fürchten um ihre Arbeit. Vom Quelle-Aus sind auch Druckunternehmen und Zulieferer betroffen.
Keiner wollte Quelle komplett kaufen
Das gesunde Auslandsgeschäft von Quelle (auch in Österreich, mehr dazu weiter unten) soll schnell in einem eigenen Prozess verkauft werden. "Die internationalen Gesellschaften verfügen nach wie vor über stabiles Geschäft und sind solide, stabile und zuverlässige Partner bei Kunden wie bei Lieferanten", hieß es von Arcandor. Gleiches gelte für den Einkaufssender HSE 24. Die Spezialversender wie Baby Walz sollen ihr Geschäft selbstständig weiterführen.
Man habe zuletzt mit vier Interessenten gesprochen. Das Versandgeschäft mit Quelle und den Spezialversendern wollte aber niemand komplett übernehmen. Quelle war einst der zweitgrößte europäische Versandhändler und fusionierte 1999 mit Karstadt. Von da an ging es für den Konzern fast nur noch abwärts.
Betriebsratschef: "Es ist aussichtslos"
Quelle-Betriebsratschef Ernst Sindel reagierte schockiert auf das Aus für das insolvente Versandhaus. "Das ist für die betroffenen Menschen und ihre Familien eine Riesenkatastrophe", sagte er am Dienstag. Sindel hatte im Gläubigerausschuss bis zuletzt um eine Lösung gerungen. "Ich habe nochmals alles probiert", sagte er. "Aber es ist aussichtslos. Obwohl ich nie aufgebe, mache ich mir jetzt keine Hoffnungen mehr."
Er setze jetzt auf die Hilfe des Freistaats Bayern und auch des deutschen Bundes, "um wenigstens ein bisschen Abfederung für die Betroffenen zu bekommen".
Mit dem Zusperren von Quelle schlug auch die vorübergehende Rettung fehl, die im Sommer für das Versandhaus gefunden wurde. Damals konnte ein Massekredit über 50 Millionen Euro gesichert werden, sodass Quelle die Geschäfte weiterführen konnte. Die öffentliche Debatte habe aber Kunden verunsichert, hieß es.
Österreich-Tochter sucht Investor
Der Vorstandsvorsitzende der Österreich-Tochter von Quelle mit der Zentrale in Linz, Wolfgang Binder, betonte am Dienstag, dass die Geschäfte "unverändert zufriedenstellend" laufen würden. "Wie andere Auslandsgesellschaften sind wir hier in Österreich erfolgreich", man liege sogar leicht über dem Vorjahr. Trotzdem brauche man einen Investor. "Daran arbeiten wir jetzt mit Nachdruck", erklärte der Quelle-Österreich-Chef. Man habe bereits in den vergangenen Monaten Weiterführungsszenarien ohne die Muttergesellschaft entwickelt.
Neben einem Investor braucht es aber auch die Aufrechterhaltung der notwendigen Prozesse von Quelle Deutschland. Es gebe eine ganze Vielzahl von Dienstleistungen wie IT, Rechnungswesen und Marketing, die für eine Weiterführung der Auslandsgesellschaften unbedingt für etwa sechs Monate notwendig seien, so Binder. Die Chance für Quelle Österreich und die weiteren Auslandsgesellschaften lebe. "Im Sinne unserer Mitarbeiter und Kunden arbeiten wir mit dem äußersten Einsatz daran", hieß es. www.krone.at

Der Abverkauf der insolventen Quelle Österreich AG wird rund 14 Tage früher beendet sein als ursprünglich geplant. Wie die Masseverwalter in einer Presseaussendung am Dienstag bekannt gaben, sei der Grund dafür der überraschend gute Erfolg. Bis zu 50 Prozent mehr Waren als erwartet sollen den Besitzer gewechselt haben.


Damit würden auch Teilbetriebsschließungen früher als geplant erfolgen, so die Masseverwalter. Auf die Verhandlungen mit den beiden Interessenten habe das jedoch keinen Einfluss. Diese wollten nämlich ohnehin mit einem neuen Sortiment auf den Markt kommen und nur die Restbestände veräußern.
Letzte Bestellungen in den Quelle-Shops sollen bis kommenden Freitag, schriftliche Bestellungen wie auch jene per Internet und Telefon bis nächsten Montag möglich sein, damit die Auslieferung der Pakete bis spätestens 22. Jänner dieses Jahres erfolgen kann. Am 23. Jänner sollen die Quelle-Shops dann geschlossen werden, die Happy-Kauf-Läden würden jedoch noch offen bleiben. www.krone.at