Dubai - Skiurlaub in der Wüste

Der Renner in Dubai: Skiferien im eigenen Land. Wie das geht? Chalet mit Blick auf die angeschlossene Indoor-Skipiste mieten



Omar al Bahawi hat es schneien gesehen – das erste Mal in seinem Leben. Es geschah ausgerechnet mitten in Dubai. Er sah die Flocken in der Nacht vor seinem Hotelzimmerfenster vorbeitanzen – schwere Schneeflocken dicht an dicht, eine neben der anderen. Eine Stunde lang ging das so, und unten am Boden drei Stockwerke tiefer war schnell alles in frisches Weiß gehüllt. Die Holzpflöcke am Rande der Rodelbahn hatten kleine Schneehauben, die Terrasse des „Avalanche Café“ weiter oben am Hang schien wie gepudert. Zum ersten Mal in seinem Leben freute sich der Saudi über seinen schlechten Schlaf – und darüber, dass er diese Nacht aufgestanden ist, den schweren dunkelroten Vorhang zur Seite gezogen und einfach mal rausgeschaut hat.



Insgeheim hatte al Bahawi darauf gehofft, so etwas zu sehen und extra deswegen für die drei Nächte seines Dubai-Aufenthaltes mit Familie ein Ski-Chalet mit Pistenblick gemietet: Alles in rustikalem Alpen-Chick eingerichtet, mit Naturstein, dicken Deckenbalken, hellem Holz und romantischem Kamin, in dessen Öffnung auf einem eingebauten Flachbildschirm auf Knopfdruck ein digitales Feuer brennt und auf einen weiteren Knopfdruck in der Wunschlautstärke prasselt, während aus einem anderen Winkel des Raumes die Klimaanlage leise pustet.



Jede Nacht rieselt´s leise
An dem Schneefall dieser Nacht ist Lucas Marchand schuld, weil er seine Zeitschaltuhr entsprechend programmiert hat und es diesmal zwischen halb drei und halb vier aus seinen unauffällig installierten Schneekanonen kräftig schneien ließ. Nicht primär, um dem Mann aus Saudi-Arabien eine Freude zu machen, sondern vor allem um den eigenen Gästen vom nächsten Morgen an wieder bestens präparierte Pisten bieten zu können.

Der Franzose Marchand ist Manager von „Ski Dubai“, der drittgrößten Indoor-Skipiste der Welt. Zwischen fünf und 20 Tonnen Schnee lässt er jede Nacht von der Decke rieseln. Und gerade hat das angrenzende Hotel 15 sogenannte „Ski Chalets“ eröffnet. Das sind Zimmer im Alpen-Look, deren Panoramafenster nahtlos an Marchands Skihalle anschließen und statt zur Straße direkten Blick von Sofa und Esstisch aus auf Zieleinfahrt und Seilbahn-Talstation bieten und über deren Betten gerahmte Schwarzweiß-Fotos von Alpengipfeln hängen. So etwas hatte in dem Emirat am Persischen Golf gerade noch gefehlt – in einem Land, wo an mindestens 363 Tagen im Jahr die Sonne scheint und im Freien niemals ein Flöckchen fallen wird.



Alpenwelt aus Beton, Eis und Gummimatten
Die Chalet-Zimmer jedenfalls sind vom Eröffnungstag an fast immer ausgebucht und erfreuen sich gerade bei arabischen Gästen größter Beliebtheit. Für sie ist es ein Erlebnis, es in ihrer Heimat schneien zu sehen – und für viele ist es nebenbei der erste Schnee überhaupt. Tagsüber können sie ihn anfassen, Schneebälle formen, auf einem kleinen Hang rodeln, auf dem größeren einen Anfänger-Ski-Kurs belegen und anschließend mit der Seilbahn nach ganz oben auf den Gipfel in 85 Meter Höhe fahren und die 400 Meter lange, maximal 80 Meter breite Piste talwärts sausen. Aus viel Beton, Holz, 6000 Tonnen Eis und ein paar rutschsicheren Gummimatten haben Innenarchitekten hier die arabischen Alpen modelliert. Von FOCUS-Autor Helge Sobik www.focus.de