"Modern Warfare 2"
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"Modern Warfare 2"
Selten kommt es vor, dass Spiele bereits Monate vor ihrer Veröffentlichung so mit Vorschusslorbeeren bedacht werden wie Activisions "Call of Duty: Modern Warfare 2". Die mit Spannung erwartete Fortsetzung des meist verkauften Ego-Shooters aller Zeiten verspricht den Adrenalinpegel in die Höhe schnellen zu lassen
Dafür verantwortlich ist allerdings nicht das eigentliche Spielprinzip. Mit links zielen, mit rechts schießen, Granaten werfen, Deckung suchen, Sprengsätze anbringen, Stellungen ausschalten, Stellungen verteidigen, hier und da ein Geschütz bedienen oder eine Drone steuern – all das hat man in den Vorgängern und anderen Spielen schließlich auch schon zur Genüge getan.
Was "Call of Duty: Modern Warfare 2" von anderen Genrevertretern jedoch unterscheidet, ist die dramaturgisch bis ins kleinste Details ausgearbeitete Inszenierung, die den Spieler den Irrsinn von Krieg und Terror regelrecht physisch am eigenen Körper erleben lässt – so unschön das auch sein mag. Wenn schon der Stress beim Spielen so groß ist, wie muss es dem Soldaten an der Front dann erst ergehen?
Verschnaufpausen sind selten
Verschnaufpausen sind in "Modern Warfare 2" jedenfalls selten. Gerade noch bei der Grundausbildung in Afghanistan, rast der Spieler im nächsten Moment seinen Häschern mit dem Schneemobil davon, schießt sich durch die Favelas Rio de Janeiros, erklimmt eine Öl-Bohrinsel, um Geiseln zu befreien, oder übt sich inmitten amerikanischer Vorstädte zwischen "Burger Town" und American Diner im Häuserkampf.
Eine Szene, die im Vorfeld bereits besonders heftig diskutiert wurde, ist die Flughafen-Szene. Darin zu sehen ist, wie russische Terroristen in einem Flughafen wehrlose Zivilisten erschießen. Unter den Attentätern auch der Spieler, der als Geheimagent die Bande infiltriert hat und so Zeuge des Anschlags wird. Während Spieler aus Ländern wie den USA in der Sequenz auf Zivilisten schießen können, ist das in der deutschen Variante nicht möglich: Wer Wehrlose tötet, verliert. Zu sehen ist jedoch, wie die Terroristen wüten und Dutzende Leichen im Flughafengebäude hinterlassen.
Fragwürdige Szene als Stilmittel
Publisher Activision verteidigt den durchaus fragwürdigen Spielabschnitt als Stilmittel: Im Kontext der Story illustriere diese Szene die Bösartigkeit und Kaltblütigkeit eines russischen Terroristen und seiner Handlanger, heißt es in einer Erklärung. Ein Text weist zudem darauf hin, dass Inhalte folgen, die "für manche Menschen abstoßend" sein könnten. Wer daraufhin lieber die Waffen stecken lassen will, kann die Passage überspringen.
Warum man die Szene in Hinblick auf die nach wie vor laufende "Killerspiel"-Debatte nicht gleich ganz entfernt hat, bleibt offen. Immerhin hat "Call of Duty: Modern Warfare 2" auch ohne diesen "Tabubruch" reichlich Action in petto. Selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad fällt man regelmäßig dem feindlichen Beschuss zum Opfer oder muss das eine ums andere Mal feststellen, dass es nicht ratsam ist, hinter dünnen Holztüren oder neben brennenden Autos Schutz zu suchen.
Realistisches Geschehen
Dank ausreichend vorhandender Speicherpunkte bleibt das Spiel aber stets fair. Die computergestützten Kameraden arbeiten zudem so effektiv, dass man sich zeitweise sogar ein wenig zurücklehnen und sie ihr Handwerk verrichten lassen kann. Dabei bietet sich Gelegenheit, die abermals äußerst abwechslungsreich gestalteten Levels unter die Lupe zu nehmen. Besonders ins Auge stechen neben den hübschen Polygonmodellen von Feinden und Freunden sowie den diversen Rauch- und Explosionseffekten die vielen kleinen Details auch außerhalb des unmittelbaren Umkreises, die dem Spiel die nötige Portion Realismus verleihen.
Die hohe Qualität des Spiels setzt sich schließlich auch im Soundtrack fort, für den der mit etlichen Golden Globes, Grammy Awards und Oscars überhäufte Hollywood-Komponist Hans Zimmer ("Gladiator", "The Dark Knight") verantwortlich zeichnet. Satt dröhnende Sounds und eine zwar nicht außergewöhnliche, aber zumindest gute deutsche Sprachausgabe vervollständigen das akustische Angebot.
Umfangreicher Koop- und Multiplayer-Part
Neben der Kampagne, die je nach Geübtheit um die sechs bis acht Stunden in Anspruch nimmt, wartet "Call of Duty: Modern Warfare 2" mit zwei weiteren Spielvarianten auf. Eine davon heißt "Spezialeinheit" und beinhaltet kurze Missionen auf Basis von Orten der Kampagne, die der Spieler wahlweise alleine oder mit einem Freund zu zweit im Koop-Modus bestreitet. Auf der Konsole geht das per Internet oder im Splitscreen.
Die dritte Spielvariante ist der erneut sehr umfangreich ausgefallene Multiplayer-Modus, der über ein Dutzend Variationen bekannter Modi wie Deatchmath oder Capture the Flag zu bieten hat. Spieler darin abermals ihren eigenen Kämpfer erstellen und durch das Bewältigen von Herausforderungen im Level aufsteigen, um schließlich neue Waffen und Modifikationen freizuspielen.
Fazit: Darf's noch ein bisserl mehr sein? "Modern Warfare 2" wird dem Wunsch nach Action mehr als gerecht und dürfte selbst erfahrenen Spielern im dichten Kugelhagel alsbald die Schweißperlen ins Gesicht treiben. Dem Motto "Mittendrin, statt nur dabei" bleibt Entwickler Infinity Ward somit treu und präsentiert abermals ein so atmosphärisches Spielerlebnis, dass es fast schon beklemmend ist. Die technisch perfekte Präsentation und die ausgefeilte Steuerung tun ihr Übriges, um "Call of Duty: Modern Warfare 2" trotz Schwächen in der Handlung zu einem intensiven Ganzkörper-Erlebnis werden zu lassen.
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
Dafür verantwortlich ist allerdings nicht das eigentliche Spielprinzip. Mit links zielen, mit rechts schießen, Granaten werfen, Deckung suchen, Sprengsätze anbringen, Stellungen ausschalten, Stellungen verteidigen, hier und da ein Geschütz bedienen oder eine Drone steuern – all das hat man in den Vorgängern und anderen Spielen schließlich auch schon zur Genüge getan.
Was "Call of Duty: Modern Warfare 2" von anderen Genrevertretern jedoch unterscheidet, ist die dramaturgisch bis ins kleinste Details ausgearbeitete Inszenierung, die den Spieler den Irrsinn von Krieg und Terror regelrecht physisch am eigenen Körper erleben lässt – so unschön das auch sein mag. Wenn schon der Stress beim Spielen so groß ist, wie muss es dem Soldaten an der Front dann erst ergehen?
Verschnaufpausen sind selten
Verschnaufpausen sind in "Modern Warfare 2" jedenfalls selten. Gerade noch bei der Grundausbildung in Afghanistan, rast der Spieler im nächsten Moment seinen Häschern mit dem Schneemobil davon, schießt sich durch die Favelas Rio de Janeiros, erklimmt eine Öl-Bohrinsel, um Geiseln zu befreien, oder übt sich inmitten amerikanischer Vorstädte zwischen "Burger Town" und American Diner im Häuserkampf.
Eine Szene, die im Vorfeld bereits besonders heftig diskutiert wurde, ist die Flughafen-Szene. Darin zu sehen ist, wie russische Terroristen in einem Flughafen wehrlose Zivilisten erschießen. Unter den Attentätern auch der Spieler, der als Geheimagent die Bande infiltriert hat und so Zeuge des Anschlags wird. Während Spieler aus Ländern wie den USA in der Sequenz auf Zivilisten schießen können, ist das in der deutschen Variante nicht möglich: Wer Wehrlose tötet, verliert. Zu sehen ist jedoch, wie die Terroristen wüten und Dutzende Leichen im Flughafengebäude hinterlassen.
Fragwürdige Szene als Stilmittel
Publisher Activision verteidigt den durchaus fragwürdigen Spielabschnitt als Stilmittel: Im Kontext der Story illustriere diese Szene die Bösartigkeit und Kaltblütigkeit eines russischen Terroristen und seiner Handlanger, heißt es in einer Erklärung. Ein Text weist zudem darauf hin, dass Inhalte folgen, die "für manche Menschen abstoßend" sein könnten. Wer daraufhin lieber die Waffen stecken lassen will, kann die Passage überspringen.
Warum man die Szene in Hinblick auf die nach wie vor laufende "Killerspiel"-Debatte nicht gleich ganz entfernt hat, bleibt offen. Immerhin hat "Call of Duty: Modern Warfare 2" auch ohne diesen "Tabubruch" reichlich Action in petto. Selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad fällt man regelmäßig dem feindlichen Beschuss zum Opfer oder muss das eine ums andere Mal feststellen, dass es nicht ratsam ist, hinter dünnen Holztüren oder neben brennenden Autos Schutz zu suchen.
Realistisches Geschehen
Dank ausreichend vorhandender Speicherpunkte bleibt das Spiel aber stets fair. Die computergestützten Kameraden arbeiten zudem so effektiv, dass man sich zeitweise sogar ein wenig zurücklehnen und sie ihr Handwerk verrichten lassen kann. Dabei bietet sich Gelegenheit, die abermals äußerst abwechslungsreich gestalteten Levels unter die Lupe zu nehmen. Besonders ins Auge stechen neben den hübschen Polygonmodellen von Feinden und Freunden sowie den diversen Rauch- und Explosionseffekten die vielen kleinen Details auch außerhalb des unmittelbaren Umkreises, die dem Spiel die nötige Portion Realismus verleihen.
Die hohe Qualität des Spiels setzt sich schließlich auch im Soundtrack fort, für den der mit etlichen Golden Globes, Grammy Awards und Oscars überhäufte Hollywood-Komponist Hans Zimmer ("Gladiator", "The Dark Knight") verantwortlich zeichnet. Satt dröhnende Sounds und eine zwar nicht außergewöhnliche, aber zumindest gute deutsche Sprachausgabe vervollständigen das akustische Angebot.
Umfangreicher Koop- und Multiplayer-Part
Neben der Kampagne, die je nach Geübtheit um die sechs bis acht Stunden in Anspruch nimmt, wartet "Call of Duty: Modern Warfare 2" mit zwei weiteren Spielvarianten auf. Eine davon heißt "Spezialeinheit" und beinhaltet kurze Missionen auf Basis von Orten der Kampagne, die der Spieler wahlweise alleine oder mit einem Freund zu zweit im Koop-Modus bestreitet. Auf der Konsole geht das per Internet oder im Splitscreen.
Die dritte Spielvariante ist der erneut sehr umfangreich ausgefallene Multiplayer-Modus, der über ein Dutzend Variationen bekannter Modi wie Deatchmath oder Capture the Flag zu bieten hat. Spieler darin abermals ihren eigenen Kämpfer erstellen und durch das Bewältigen von Herausforderungen im Level aufsteigen, um schließlich neue Waffen und Modifikationen freizuspielen.
Fazit: Darf's noch ein bisserl mehr sein? "Modern Warfare 2" wird dem Wunsch nach Action mehr als gerecht und dürfte selbst erfahrenen Spielern im dichten Kugelhagel alsbald die Schweißperlen ins Gesicht treiben. Dem Motto "Mittendrin, statt nur dabei" bleibt Entwickler Infinity Ward somit treu und präsentiert abermals ein so atmosphärisches Spielerlebnis, dass es fast schon beklemmend ist. Die technisch perfekte Präsentation und die ausgefeilte Steuerung tun ihr Übriges, um "Call of Duty: Modern Warfare 2" trotz Schwächen in der Handlung zu einem intensiven Ganzkörper-Erlebnis werden zu lassen.
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 9/10
von Sebastian Räuchle www.krone.at
Shooter "Modern Warfare 2" bricht Verkaufsrekorde
Mit einem gewaltigen Ansturm haben Millionen Fans rund um den Globus auf die Veröffentlichung von "Call of Duty: Modern Warfare 2" reagiert und Activision traumhafte Absatzzahlen beschert. Internen Kalkulationen des Publishers zufolge wurden am Veröffentlichungstag allein in Nordamerika und Großbritannien zusammen 4,7 Millionen Exemplare des Spiels verkauft. Umsatz: 310 Millionen US-Dollar.
Damit schlägt der Shooter selbst Rockstars "GTA IV", von dem am ersten Tag rund 3,7 Millionen Exemplare verkauft wurden. Insgesamt, so die Erwartung eines Analysten der US-Investmentbank Janco Partners, dürfte Activision allein in diesem Jahr mehr als elf Millionen Exemplare des Spiel verkaufen und damit über 800 Millionen US-Dollar (538 Millionen Euro) Umsatz erzielen.
"Das Call-of-Duty-Franchise ist zu einem Kulturphänomen geworden, das die Stärke von Videospielen als Unterhaltungsmedium zeigt", so Mike Griffith, CEO von Activision Publishing. Der erreichte Verkaufsrekord sei ein Beleg für die kinoreife und einzigartig mitreißende Erfahrung, die "Call of Duty" biete. www.krone.at
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