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Weihnachtsmärchen für Kinder...

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Weihnachtsmärchen für Kinder... Empty Weihnachtsmärchen für Kinder...

Beitrag von uschi Do Dez 11, 2008 12:16 am

Der kleine Schutzengel
Sehnsüchtig sah Emanuel zu, wie wieder viele Engel die Himmelsleiter hinab stiegen. Sie beeilten sich, wollten rechtzeitig an Ort und Stelle sein, um die Neugeborenen zu beschützen.
„Ach, was würde ich dafür geben, wenn ich auch ein Schutzengel sein dürfte“, seufzte er. „Aber ich habe ja noch nicht einmal Flügel!“
„Emanuel, komm zu mir!“ rief Erzengel Gabriel. Er nahm den Kleinen an die Hand und führte ihn zur himmlischen Kleiderkammer. Weiße Gewänder, Flügelpaare und Heiligenscheine wurden dort aufbewahrt.
Gabriel suchte für ihn ein passendes Gewand, Flügelchen und einen Heiligenschein aus. Er half ihm beim Anziehen, steckte die Flügelchen fest und sagte: „So mein Kleiner, jetzt bist du ein Schutzengel!“

Emanuel hüpfte vor lauter Freude im Kreis und fragte aufgeregt: „Wohin schickst du mich?“
Gabriel zeigte in die Ferne. Am Himmel leuchtete ein wunderschöner Stern mit einem langen silbernen Schweif: „Folge immer diesem Stern, solange, bis er stehen bleibt. Dort wird heute Nacht ein neuer, großer König geboren! Er wird für alle Menschen der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung sein!"
Ein König, dachte Emanuel und ihm wurde ganz bange: "Braucht ein großer König nicht auch einen großen Schutzengel?"
Der Erzengel lächelte und drückte ihm sanft den Heiligenschein aufs Haupt: "Nein, nein! Ein kleiner König und ein kleiner Engel passen gut zusammen!"
Wenig später kletterte Emanuel die Himmelsleiter hinab und folgte immer dem großen Stern.
Ich werde auf meinen König gut aufpassen, dachte er. Wehe, wenn ihm einer etwas tut, dann verhau' ich ... Erschrocken hielt er inne. Ein richtiger Engel durfte so etwas nicht einmal denken.

Hin und wieder schaute er zum Himmel. Er bemerkte, dass der Stern allmählich langsamer wurde. Erstaunt blickte er sich um. Nirgends sah er einen Palast, oder wenigstens ein großes vornehmes Haus?
Er kam durch ein kleines Dorf. Die meisten Häuser waren alt und verfallen, in denen nur arme Leute wohnten.
Neben einem Gasthof stand ein Stall; über ihm blieb der Stern stehen.

Geduldig wartete er darauf, dass der Stern weiterwandern würde. Aber nichts geschah.
Oh mein Gott, durchfuhr es ihn, ich bin dem falschen Stern gefolgt! Vielleicht habe ich mich verlaufen? Ratlos setzte er sich nieder.

Da fiel ihm der kleine König ein, den er beschützen sollte.
Emanuel war so traurig, dass er bitterlich weinte.
Plötzlich fühlte er etwas Weiches an seinem Knie. Ein Schaf rieb sein Köpfchen daran. "Warum bist du so traurig, kleiner Engel?" fragte es.

"Ich habe mich verlaufen!" schluchzte er.
"Verlaufen?" blökte das Schaf verwundert.
Er nickte.
„Irgendwo wird ein neuer König geboren, und nun hat er keinen Schutzengel, weil ich den Palast nicht finden kann!"
Emanuel nahm den Zipfel seines Gewands und schnäuzte sich.
"Im Stall wird auch ein Kind geboren! Aber das sind sehr arme Leute!" mähte das Schaf. "Sie kamen mit einem Esel aus einer fernen Stadt!"

Emanuel sah sich um. Er entdeckte auch keinen anderen Engel.
Er streichelte dem Schaf über das Köpfchen und murmelte: "Das arme Kind. Kein Schutzengelchen weit und breit!"
"Dann beschütze doch du das Kind!“ schlug das Schaf vor. „Arme Leute haben es nicht leicht im Leben!"

Er nickte. Das Schaf hatte Recht. Der kleine Engel stand auf und ging in den Stall. Ein Ochse und ein Esel lagen im Stroh.
Ein älterer Mann stand neben seiner jungen Frau, die ihr Kind in die Krippe legte. Emanuel trat näher und sah sich das Neugeborene genauer an. Es war ein hübscher kleiner Junge.
Plötzlich hörte er Räderknirschen, Hufgetrampel und Gewieher; dem folgten Fanfarenstöße und Herolde riefen: "Macht Platz für die Könige!"
Prunkvoll geschmückte Pferde und Kamele hielten vor dem Stall.
Drei Könige in kostbare Gewänder gehüllt, mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern, betraten den ärmlichen Raum. Sie beglückwünschten die Eltern zur Geburt ihres Kindes und überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Es waren Geschenke für das Neugeborene.

Sie knieten vor der Krippe nieder und jeder König küsste dem kleinen Jungen das Händchen.
Wenig später kamen Hirten. Als sie das Kind in der Krippe sahen, gaben sie ihm alles, was sie hatten: Brot und Käse, Früchte und Wein, dann knieten auch sie nieder.

Ehrfurchtsvoll und staunend hatte Emanuel alles beobachtet.
Sein kleiner Schützling musste schon etwas Besonderes sein, wenn Könige wie Hirten gleichermaßen vor ihm niederknieten.

Er beugte sich etwas vor - und das Kind lächelte ihn an.
Ich habe mich doch nicht verlaufen, dachte der kleine Schutzengel überglücklich. Ich bin auch nicht dem falschen Stern gefolgt. Er ist der neue große König, der König des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, und ich... ich ... ich darf ihn beschützen.

Quelle: http://www.kirchenweb.at/christkind/weihnachtsgeschichten/weihnachtsgeschichte.htm
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Weihnachtsmärchen für Kinder... Empty Re: Weihnachtsmärchen für Kinder...

Beitrag von Talita Fr Dez 12, 2008 4:14 am

Der Weihnachtsmann ging durch den Wald. Er war ärgerlich. Sein weißer Spitz, der sonst immer
lustig bellend vor ihm herlief, merkte das und schlich hinter seinem Herrn mit eingezogener Rute
her. Er hatte nämlich nicht mehr die rechte Freude an seiner Tätigkeit. Es war alle Jahre dasselbe.
Es war kein Schwung in der Sache. Spielzeug und Eßwaren, das war auf die Dauer nichts. Die Kinder
freuten sich wohl darüber, aber quieken sollten sie und jubeln und singen,
so wollte er es, das taten
sie aber nur selten.

Den ganzen Dezembermonat hatte der Weihnachtsmann schon darüber nachgegrübelt, was er wohl
Neues erfinden könne, um einmal wieder eine rechte Weihnachtsfreude in die Kinderwelt zu bringen,
eine Weihnachtsfreude, an der auch die Großen teilnehmen würden. Kostbarkeiten durften es auch
nicht sein, denn er hatte soundsoviel auszugeben und mehr nicht.

So stapfte er denn auch durch den verschneiten Wald, bis er auf dem Kreuzweg war. Dort wollte
er das Christkindchen treffen. Mit dem beriet er sich nämlich immer über die Verteilung der Gaben.
Schon von weitem sah er, daß das Christkindchen da war, denn ein heller Schein war dort. Das Christ-
kindchen hatte ein langes weißes Pelzkleidchen an und lachte über das ganze Gesicht. Denn um es
herum lagen große Bündel Kleeheu und Bohnenstiegen und Espen- und Weidenzweige, und daran
taten sich die hungrigen Hirsche und Rehe und Hasen gütlich. Sogar für die Sauen gab es etwas:
Kastanien, Eicheln und Rüben.

Der Weihnachtsmann nahm seinen Wolkenschieber ab und bot dem Christkindchen die Tageszeit.
„Na, Alterchen, wie geht's?“ fragte das Christkind. „Hast wohl schlechte Laune?“ Damit hakte es
den Alten unter und ging mit ihm. Hinter ihnen trabte der kleine Spitz, aber er sah gar nicht
mehr betrübt aus und hielt seinen Schwanz kühn in die Luft.
„Ja“, sagte der Weihnachtsmann, „die ganze Sache macht mir so recht keinen Spaß mehr. Liegt es am Alter oder an sonst was, ich weiß nicht. Das mit den Pfefferkuchen und den Äpfeln und Nüssen, das ist nichts mehr. Das essen sie auf, und dann ist das Fest vorbei. Man müßte etwas Neues erfinden, etwas, das nicht zum Essen und nicht zum Spielen ist, aber wobei alt und jung singt und lacht und fröhlich wird.“
Das Christkindchen nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht; dann sagte es: „Da hast du recht, Alter, mir ist das auch schon aufgefallen. Ich habe daran auch schon gedacht, aber das ist nicht so leicht.“
„Das ist es ja gerade“, knurrte der Weihnachtsmann, „ich bin zu alt und zu dumm dazu.
Ich habe schon richtiges Kopfweh vom vielen Nachdenken, und es fällt mir doch nichts Vernünftiges ein. Wenn es so weitergeht, schläft allmählich die ganze Sache ein, und es wird ein Fest wie alle anderen, von dem die Menschen dann weiter nichts haben als Faulenzen, Essen und Trinken.“
Nachdenklich gingen beide durch den weißen Winterwald, der Weihnachtsmann mit brummigem, das Christkindchen mit nachdenklichem Gesicht.

Es war so still im Wald, kein Zweig rührte sich, nur wenn die Eule sich auf einen Ast setzte, fiel ein Stück Schneebehang mit halblautem Ton herab. So kamen die beiden, den Spitz hinter sich, aus dem hohen Holz auf einen alten Kahlschlag, auf dem große und kleine Tannen standen. Das sah wunderschön aus. Der Mond schien hell und klar, alle Sterne leuchteten, der Schnee sah aus wie Silber, und die Tannen standen darin, schwarz und weiß, daß es eine Pracht war.
Eine fünf Fuß hohe Tanne, die allein im Vordergrund stand, sah besonders reizend aus. Sie war regelmäßig gewachsen, hatte auf jedem Zweig einen Schneestreifen, an den Zweigspitzen kleine Eiszapfen, und glitzerte und flimmerte nur so im Mondenschein.

Das Christkindchen ließ den Arm des Weihnachtsmannes los, stieß den Alten an, zeigte auf die Tanne und sagte: „Ist das nicht wunderhübsch?“
„Ja“, sagte der Alte, „aber was hilft mir das ?“
„Gib ein paar Äpfel her“, sagte das Christkindchen, „ich habe einen Gedanken.“
Der Weihnachtsmann machte ein dummes Gesicht, denn er konnte es sich nicht recht vorstellen, dass das Christkind bei der Kälte Appetit auf die eiskalten Äpfel hatte. Er hatte zwar noch einen guten alten Schnaps, aber den mochte er dem Christkindchen nicht anbieten.

Er machte sein Tragband ab, stellte seine riesige Kiepe in den Schnee, kramte darin herum und langte ein paar recht schöne Äpfel heraus. Dann fasste er in die Tasche, holte sein Messer heraus, wetzte es an einem Buchenstamm und reichte es dem Christkindchen.
„Sieh, wie schlau du bist“, sagte das Christkindchen. „Nun schneid mal etwas Bindfaden in zwei fingerlange Stücke, und mach mir kleine Pflöckchen.“
Dem Alten kam das alles etwas ulkig vor, aber er sagte nichts und tat, was das Christkind ihm sagte. Als er die Bindfadenenden und die Pflöckchen fertig hatte, nahm das Christkind einen Apfel, steckte ein Pflöckchen hinein, band den Faden daran und hängte den an einen Ast.

„So“, sagte es dann, „nun müssen auch an die anderen welche, und dabei kannst du helfen, aber vorsichtig, daß kein Schnee abfällt!“
Der Alte half, obgleich er nicht wußte, warum. Aber es machte ihm schließlich Spaß, und als die ganze kleine Tanne voll von rotbäckigen Äpfeln hing, da trat er fünf Schritte zurück, lachte und sagte; „Kiek, wie niedlich das aussieht! Aber was hat das alles für'n Zweck?“
„Braucht denn alles gleich einen Zweck zu haben?“ lachte das Christkind. „Paß auf, das wird noch schöner. Nun gib mal Nüsse her!“
Der Alte krabbelte aus seiner Kiepe Walnüsse heraus und gab sie dem Christkindchen.
Das steckte in jedes ein Hölzchen, machte einen Faden daran, rieb immer eine Nuß an der goldenen Oberseite seiner Flügel, dann war die Nuß golden, und die nächste an der silbernen Unterseite seiner Flügel, dann hatte es eine silberne Nuß und hängte sie zwischen die Äpfel.

„Was sagst nun, Alterchen?“ fragte es dann. „Ist das nicht allerliebst?“
„Ja“, sagte der, „aber ich weiß immer noch nicht...“
„Komm schon!“ lachte das Christkindchen. „Hast du Lichter?“
„Lichter nicht“, meinte der Weihnachtsmann, „aber 'nen Wachsstock!“
„Das ist fein“, sagte das Christkind, nahm den Wachsstock, zerschnitt ihn und drehte erst ein Stück um den Mitteltrieb des Bäumchens und die anderen Stücke um die Zweigenden, bog sie hübsch gerade und sagte dann; „Feuerzeug hast du doch?“
„Gewiß“, sagte der Alte, holte Stein, Stahl und Schwammdose heraus, pinkte Feuer aus dem Stein, ließ den Zunder in der Schwammdose zum Glimmen kommen und steckte daran ein paar Schwefelspäne an. Die gab er dem Christkindchen. Das nahm einen hellbrennenden Schwefelspan und steckte damit erst das oberste Licht an, dann das nächste davon rechts, dann das gegenüberliegende.
Und rund um das Bäumchen gehend, brachte es so ein Licht nach dem andern zum Brennen.

Da stand nun das Bäumchen im Schnee; aus seinem halbverschneiten, dunklen Gezweig sahen die roten Backen der Äpfel, die Gold- und Silbernüsse blitzten und funkelten, und die gelben Wachskerzen brannten feierlich.
Das Christkindchen lachte über das ganze rosige Gesicht und patschte in die Hände, der alte Weihnachtsmann sah gar nicht mehr so brummig aus, und der kleine Spitz sprang hin und her und bellte.

Als die Lichter ein wenig heruntergebrannt waren, wehte das Christkindchen mit seinen goldsilbernen Flügeln, und da gingen die Lichter aus. Es sagte dem Weihnachtsmann, er solle das Bäumchen vorsichtig absägen. Das tat der, und dann gingen beide den Berg hinab und nahmen das bunte Bäumchen mit.
Als sie in den Ort kamen, schlief schon alles.

Beim kleinsten Hause machten die beiden halt. Das Christkindchen machte leise die Tür auf und trat ein; der Weihnachtsmann ging hinterher. In der Stube stand ein dreibeiniger Schemel mit einer durchlochten Platte. Den stellten sie auf den Tisch und steckten den Baum hinein. Der Weihnachtsmann legte dann noch allerlei schöne Dinge, Spielzeug, Kuchen, Äpfel und Nüsse unter den Baum, und dann verließen beide das Haus so leise, wie sie es betreten hatten.

Als der Mann, dem das Häuschen gehörte, am andern Morgen erwachte und den bunten Baum sah, da staunte er und wußte nicht, was er dazu sagen sollte.
Als er aber an dem Türpfosten, den des Christkinds Flügel gestreift hatte, Gold- und Silberflimmer hängen sah, da wußte er Bescheid. Er steckte die Lichter an dem Bäumchen an und weckte Frau und Kinder. Das war eine Freude in dem kleinen Haus wie an keinem Weihnachtstag.
Keines von den Kindern sah nach dem Spielzeug, nach dem Kuchen und den Äpfeln, sie sahen nur alle nach dem Lichterbaum. Sie faßten sich an den Händen, tanzten um den Baum und sangen alle Weihnachtslieder, die sie wussten, und selbst das Kleinste, das noch auf dem Arm getragen wurde, krähte, was es krähen konnte.

Als es hellichter Tag geworden war, da kamen die Freunde und Verwandten des Bergmanns, sahen sich das Bäumchen an, freuten sich darüber und gingen gleich in den Wald, um sich für ihre Kinder auch ein Weihnachtsbäumchen zu holen. Die anderen Leute, die das sahen, machten es nach, jeder holte sich einen Tannenbaum und putzte ihn an, der eine so, der andere so, aber Lichter, Äpfel und Nüsse hängten sie alle daran.

Als es dann Abend wurde, brannte im ganzen Dorf Haus bei Haus ein Weihnachtsbaum, überall hörte man Weihnachtslieder und das Jubeln und Lachen der Kinder.
Von da aus ist der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland gewandert und von da über die ganze Erde.

Weil aber der erste Weihnachtsbaum am Morgen brannte, so wird in manchen Gegenden den Kindern morgens beschert.

(Hermann Löns)
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Weihnachtsmärchen für Kinder... Empty Das Mädchen und die Schildkröte

Beitrag von Talita Mo Dez 22, 2008 1:33 am

Es war der 24. Dezember, und es schneite. Gleichmütig und gleichmäßig fiel der Schnee.
Er fiel auf die Fabrik für künstliche Blumen, und sein frisches Weiß gab dem hässlichen Backsteinbau etwas beinahe Heiteres. Er fiel auf die Villa des Fabrikanten, deren eckige Fassade er mit gefälligen Rundungen versah, und er fiel auf das Einfamilienhaus des Werkmeisters, aus dem er ein drolliges Zuckerhäuschen machte.

In den Hallen der Fabrik war um diese Zeit keine Menschenseele, Ein missglücktes Veilchen aus Draht und Wachs sinnierte im Kehrichteimer vor sich hin, eine eiserne Tür zum Hof bewegte sich quietschend in den ausgeleierten Scharnieren.

In der Villa nebenan telefonierte die Gnädige zum vierten Mal aufgeregt mit der Tierhandlung wegen der bestellten Schildkröte. Früher, als junge Dame, war die Gnädige entzückend aufgeregt gewesen. Jetzt war sie nur noch aufgeregt.

Im Einfamilienhaus schrieb das jüngste der elf Kinder, die kleine Sabine, zum vierten Mal ihren Wunschzettel: "Lihber Weihnachtsman ich möchte, eine Schildkröte hahben deine Sabine." Die Gnädige erwartete die Schildkröte zur Suppe. Sabine erwartete sie als Spielgefährtin. Und der Zufall in Gestalt eines Botenjungen sprach die Schildkröte derjenigen zu, die sie verdiente.

Hier muss endlich bemerkt werden, dass die Villa und das Einfamilienhaus eine Kleinigkeit gemeinsam hatten: Das Namensschild an der Tür. Auf beiden Schildern las man "Karl Moosmann". Zwar las man bei dem Fabrikanten einen Buchstaben mehr, nämlich "Karl F. Moosmann". Aber für derlei feine Unterschiede haben Zufälle und Botenjungen kein Auge.

So kam es, daß die Schildkröte ins Einfamilienhaus gebracht wurde, wo man sie freudig und arglos in Empfang nahm. Vater Moosmann glaubte weder an Engel, die als Botenjungen verkleidet kommen, noch an die Gaben guter Feen. Aber er glaubte daran, daß die kleinen Wünsche kleiner Kinderherzen Gewalt über Menschen und Dinge haben. Deshalb freute er sich, als der liebenswürdige Zufall seinen Glauben bestätigte. Sabine erhielt das unerwartete Geschenk schon vor der Bescherung. Die erste Begegnung mit dem Tier verlief für beide Teile etwas unglücklich. Die Schildkröte unterschied sich von der geliebten Bilderbuchschildkröte nämlich dadurch, dass sie zappelte, wenn man sie aufhob, und dass sie bei ungeschickter Berührung sogar fauchte. Das irritierte Sabine so heftig, dass sie das Tier fallen ließ. Zum Glück fiel es nicht tief. Sabine maß noch keinen Meter.

Das Mädchen konnte vor Schreck nur "plumps" sagen. Doch dann hob sie das Tier trotz der strampelnden Beine wieder auf, streichelte den hell- und dunkelbraun geschuppten Panzer und sagte: "Armer Plumps!" Und damit war das Tier getauft. Aus einer beliebigen Schildkröte war sie zu einer bekannten geworden, zur Schildkröte Plumps Moosmann.

Indessen telefonierte die Gnädige zum fünften Mal mit der Tierhandlung,
und ihre metallische Stimme kippte dabei zuweilen leicht über: "...ist doch großer Unfug. Wie kann sie hier sein, wenn niemand sie gebracht hat? ... Bitte?... Nein, Schildkrötensuppe!... Schildkrötensuppe!... Was sagten Sie? Die letzte? Das wird ja immer heiterer! Ich habe sie doch zeitig genug bestellt! Ist denn der Bote noch nicht zurück? Wie?... Also dann rufe ich in einer halben Stunde noch einmal an. Wenn sie dann noch nicht da ist, haben Sie einen Kunden weniger! Adieu!"
Der Hörer fiel scheppernd in die Gabel und die Gnädige in den Teakholzsessel.

Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Sohn Alexander in der Tür stand.
"Bekomme ich auch eine Schildkröte zu Weihnachten, Mama?"
Als die Gnädige antwortete, war ihr Stimme um einen Ton weicher als gewöhnlich. "Die Schildkröte ist für die Suppe, Alex! Vater wünscht sich eine echte Mockturtlesuppe zum Fest." Alexander zog eine Schnute, die ihm reizend stand, und wollte abziehen. Aber er besann sich anders, drehte sich noch einmal um und äußerte betont beiläufig: "Sabines Schildkröte heißt Plumps. Sie wird nicht zu Mucketurtelsuppe verarbeitet."
Dann wollte er endgültig gehen. Aber diesmal hielt die Mutter ihn zurück.
"Was ist das für eine Schildkröte, von der du sprichst, Alex?"

"Sabine hat heute nachmittag eine Schildkröte zu Weihnachten bekommen. Sie weiß nicht, von wem. Sie heißt Plumps." "Heute nachmittag, sagst du? Warte, bitte!"

Zum sechsten Mal an diesem Nachmittag des 24. Dezember telefonierte die Gnädige mit der Tierhandlung. Der Bote war gerade zurückgekommen und berichtete, dass er das Tier bei Karl Moosmann abgeliefert habe.
Damit war die Sache klar: Sabine hatte versehentlich die Schildkröte der Gnädigen bekommen. Also wurde Alexander ins Nachbarhaus geschickt, um den Irrtum aufzuklären und die Schildkröte herüberzuholen.

Die Moosmannkinder nebenan waren allesamt rothaarig. Das Rot ihrer Schöpfe reichte vom blassen Gold bis fast zum Zinnober. Sie waren gerade dabei, sich für die Bescherung umzuziehen, als Alexander herübergestürmt kam. So traf der Bub nur Mieze, die Älteste, die in der Küche stand und kochte. Die kleine Sabine bemerkte er nicht; denn sie hockte mit ihrer Schildkröte hinter der halb offenen Küchentür.

"Du, Mieze, es ist unsere Schildkröte!" schrie er ohne jede Einleitung. "Wir brauchen sie für die Mucketurtelsuppe. Der Bote hat sie aus Versehen zu euch gebracht!"
"Mockturtlesuppe kocht man aus Kalbsköpfen und nicht aus Schildkröten", bemerkte Mieze, denn sie besuchte eine Kochschule.
"Trotzdem ist es unsere Schildkröte. Wo ist sie?"
Mieze zuckte mit den Schultern und schielte unauffällig zur Küchentür. Aber weder Sabinchen noch die Schildkröte waren zu sehen. Sie gab Alexander den Rat, im ersten Stock nachzuforschen.

Im Mädchenschlafzimmer des ersten Stocks fingen vier Moosmannmädchen bei Alexanders Eintritt zu kreischen an. Sie probierten gerade drei gewaltige Petticoats. Das belustigte Alexander. Aber die Schildkröte hatte er noch immer nicht.
Im Jungenschlafzimmer spielte er mit drei Moosmannbuben Domino. Das war aufregend. Aber die Schildkröte hatte er noch immer nicht. Auf der Treppe lief er dem alten Moosmann in den Weg, der schon von der Verwechslung gehört hatte und die Stirn krauste.

"Wenn die Schildkröte euch gehört, muss Sabine sie zurückgeben", meinte er. "Es gibt ja noch mehr Schildkröten auf der Welt. Sag deiner Mutter, wir brächten das Tier, sobald wir Sabine gefunden haben." Alexander raste mit dieser Nachricht in die Villa zurück, und zehn Moosmannkinder suchten Sabine mit ihrer Schildkröte.

Eine Stunde später suchte man das Schwesterchen noch. Schließlich wurde Mieze in die Fabrikantenvilla geschickt, um nachzuforschen, ob Sabine schon dort sei. Aber auch dort war das Mädchen nicht. Erst jetzt begriff Mieze, was geschehen war: Sabine hatte die Unterhaltung in der Küche belauscht und sich mit ihrer Schildkröte irgendwo versteckt, um das Tier behalten zu können. Aber wo steckte das Kind?

Mieze erzählte der Gnädigen von ihrer Vermutung und fügte hinzu: "Echte Mockturtlesuppe wird übrigens aus Kalbskopf hergestellt, obwohl man sie fälschlich Schildkrötensuppe nennt."
"Sind Sie ganz sicher?" fragte die Gnädige.
"Ganz sicher“, antwortete Mieze. "Ich besuche einen Kochkurs. Außerdem können Sie es in jedem Lexikon nachlesen."
"Danke für die Belehrung, mein Kind", erwiderte die Gnädige. "Unter diesen Umständen erlaube ich Sabine, die Schildkröte zu behalten!" "Vorausgesetzt, wir finden Sabine", gab Mieze ruhig zurück und verließ die Villa.

Draußen schneite es noch immer. Es dunkelte schon, und die Stunde der Bescherung rückte näher. Aber im Hause der Moosmannkinder zeigte sich keine Sabine. Hin und wieder kam Alexander von der Villa herüber und fragte, ob das Mädchen gefunden sei. Aber er kehrte jedes Mal ergebnislos zu seiner Mama zurück. Gegen halb fünf zog die Gnädige ihren Pelzmantel an und ging selbst ins Nachbarhaus. Obschon sie für die heillose Verwechslung nichts konnte, fühlte sie eine Art Mitschuld.

Mutter Moosmann saß als ein Häufchen Elend in der Küche. Vater Moosmann donnerte sinnlose Befehle ins Haus und scheuchte seine Kinder in die entferntesten Winkel.

In diesem Wirrwarr verwandelte sich die nervöse Aufregung der Gnädigen plötzlich in erstaunliche Tatkraft um. "Frau Moosmann, bereiten Sie die Bescherung vor!" sagte sie in so entschiedenem Ton, dass Mutter
Moosmann wirklich aufstand und sich am Küchentisch zu schaffen machte.
"Glauben Sie, wir finden Sabine?" Mutter Moosmann schluckte bei der Frage.
"Wir werden sie alle zusammen suchen", antwortete die Gnädige. "Und ich bin sicher, wir finden sie!"
Unter Leitung der Gnädigen begann eine planmäßige Suche durch das ganze Haus, an der Vater Moosmann sich merkwürdig widerspruchslos beteiligte. Der Kloß in seiner Kehle wurde immer kleiner, als er eine Aufgabe hatte. Aber der Kloß wuchs zur alten Größe, als nach einer halben Stunde das Ergebnis der Suche feststand: Sabine war nicht im Haus. Jetzt war die Gnädige nicht mehr so zuversichtlich wie zuvor. Aber sie zwang sich, es niemanden merken zu lassen.

"Sabine hat das Haus verlassen", stellte sie mit betont sachlicher Stimme fest. "Wir müssen die ganze Nachbarschaft durchkämmen. Ich habe einen Mann, einen Sohn und zwei Dienstboten. Die werden mitsuchen. Jeder nimmt ein Revier. Ich übernehme die Fabrik." Zunächst wurde von der Villa aus mit der Polizei telefoniert. Aber die hatte kein Mädchen mit Schildkröte aufgegriffen. Immerhin wollte sie die Augen offen halten. Dann schwärmte man, einschließlich Fabrikant und Hausmädchen, nach einem genau durchdachten Plan unter dem wirbelnden Schnee in die Häuser und Gassen der Nachbarschaft aus. Die Gnädige schritt entschlossen in den Hof der Fabrik und entdeckte hier eine weit offen stehende Eisentür.

Als sie durch die Tür in die Fabrik trat und das Licht einschaltete, hörte sie aus einer entfernten Ecke der riesigen Halle eine Art leises Quieken. Sie wandte den Kopf und entdeckte rechts hinten in der Ecke ein ganz in sich zusammengekrümmtes Geschöpfchen: Sabine.

"Aber Kind, was machst du denn da?" Ihre Stimme hallte kalt und fremd durch den Raum. "Du kriegst die Schildkröte nicht!" schrie das Mädchen. "Plumps gehört mir!"

Erst jetzt bemerkte die Gnädige, dass Sabine auf dem Kehrichteimer hockte und die Schildkröte auf dem Schoß hatte. Sie schritt quer durch die Halle auf das Mädchen zu, das noch mehr in sich zusammen kroch und ihr mit großen, ängstlichen Augen entgegensah.

"Du kannst die Schildkröte behalten, Sabine! Ich brauche sie nicht mehr."
Das Kind umklammerte die Schildkröte. Ihre Augen verrieten Zweifel. Die Gnädige war verwirrt und wiederholte: "Du kannst die Schildkröte behalten!"

Als sie fast vor Sabine stand, rief das Mädchen: "Du lügst! Du willst Suppe aus ihr kochen! Aber man kann die Suppe auch aus Kalbsköpfen kochen, sagt Mieze." Jetzt musste die Gnädige lachen. "Du hast recht", gab sie zu. "Die Suppe, die ich kochen will, macht man aus Kalbskopf. Deshalb brauche ich überhaupt keine Schildkröte." "Schwöre, dass es meine Schildkröte ist!"
Halb befremdet, halb belustigt, legte die Gnädige eine Hand auf das Herz, hob die andere zum Schwur und versicherte feierlich: "Ich schwöre, dass die Schildkröte mit Namen Plumps der Sabine Moosmann gehört!"
"Jetzt glaube ich dir!" Das Mädchen stand auf, setzte die Schildkröte zu Boden und sagte: "Nun zeige ich dir, wie schnell Plumps laufen kann!"
"Zeig es mir später, Sabine. Wir müssen heim. Ich glaube, du hast dich erkältet. Und Plumps muss auch in die Wärme zurück. Die meisten Schildkröten halten nämlich um diese Zeit ihren Winterschlaf." "Weiß ich", bestätigte Sabine mit Kennermiene. "Ich muss eine Kiste mit Torf für Plumps besorgen." Plötzlich begann die Schildkröte heftig mit den Beinen zu strampeln, und Sabine fing an zu niesen. Da ergriff die Gnädige entschlossen die freie Hand des Mädchens und ging mit ihr durch den fallenden Schnee hinüber zum Haus der Moosmannkinder.

Unterwegs meinte Sabine: "Wenn du keine Suppe aus Schildkröten kochst, könntest du dir eigentlich eine Schildkröte zum spielen anschaffen!" "Geht nicht, Sabine! Plumps war die letzte Schildkröte in der Tierhandlung. Die anderen liegen im Winterschlaf."

Das kleine Mädchen blieb plötzlich stehen, zögerte einen kurzen Augenblick, blickte die Schildkröte an, die sich unter ihrem Panzer verkrochen hatte, und legte sie sanft der Gnädigen in den Arm. "Ich schenk sie dir zu Weihnachten! Es gibt ja noch andere Schildkröten. Ich bestell mir eine im Frühling."

Die Gnädige sah verwirrt auf die Schildkröte, die auf dem weichen Pelz des Mantels vorsichtig den Kopf hervorstreckte.

"Es gefällt ihr bei dir", sagte Sabine.
"Trotzdem glaube ich, dass du mehr Zeit für die Schildkröte hast als ich, Sabine. Ich gebe dir das Geschenk zurück."

Wieder wechselte das verschüchterte Tier den Besitzer.
Sabine strahlte. "Du hast recht", meinte sie. "Ich kann mich mehr um Plumps kümmern als du. Außerdem ist sie ja schon an mich gewöhnt. Du bist viel netter, als ich dachte. Vielen, vielen Dank und fröhliche Weihnachten." Die Gnädige schluckte ein bisschen und sagte mit ungewohnt weicher Stimme: "Fröhliche Weihnachten, Sabine!"

Dann wanderten sie Hand in Hand weiter und wurden bald von den Flocken verdeckt, die gleichmäßig und gleichmütig auf Gerechte wie auf Ungerechte fielen.

Quelle: unbekannt
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Weihnachtsmärchen für Kinder... Empty Der kleine Naschengel

Beitrag von Talita Mo Dez 22, 2008 2:18 am

Es war einmal ein kleines Engelchen, das hieß Bernadette.
Es war ein fleißiges Engelchen, zwar noch recht jung, aber immer bei der Sache. Sein einziger Fehler war: es war sehr vernascht. Gott sei Dank aber hatte man Bernadette ja nicht in der Weihnachtsbäckerei eingesetzt! Das hätte was gegeben. Sicher hätte es – statt den Teig zu kneten, auszurollen, auszustechen und die herrlichsten Plätzchen zu formen – den ganzen Tag nur Teig, Schokolade, Nüsse und Plätzchen genascht.

Nein, nein, da war unser pflichtbewusstes Engelchen doch schon sehr froh, dass es in der Geschenkabteilung eingesetzt war und die Geschenke verpacken, verzieren und mit Namen versehen musste. Das machte ihm sehr großen Spaß, denn dabei stellte sich unsere kleine Bernadette immer vor, wie die Kinder unten auf der Erde am Weihnachtsabend mit leuchtenden Augen die Geschenke öffnen und sich freuen würden.

Doch eines Tages geschah es – das Engelchen Bernadette wurde in die Weihnachtsbackstube geschickt, um dort nach dem überfälligen Keksenachschub für die Geschenkeverpack-Abteilung zu fragen. Und kaum hatte es die große Backstube betreten, stieg ihm auch schon der unvergleichliche, wunderbare Duft der vielen Kekse in die Nase und ihm lief so sehr das Wasser im Mund zusammen, dass es gar nicht mehr wusste, weshalb man es geschickt hatte.

Doch da kam auch schon der Bäckermeister-Engel und fragte: „Naaa, Bernadette, was machst denn du hier?“ Da fiel es Bernadette schnell wieder ein, weshalb man sie geschickt hatte. „Die Kekse haben wir ganz schnell“, sagte der Bäckermeister. „Wart doch einfach so lange hier, bis sie fertig sind. Aber nichts naschen!“ ermahnte er sie noch einmal vorsorglich.
Weihnachtsmärchen für Kinder... Engel1

Oh, wie fiel das Bernadette schwer. Ihr Bäuchlein zog sich vor Appetit auf die herrlichen Süßigkeiten nur so zusammen und brummelte. Da hatte der Bäckermeister Mitleid mit ihr und gab ihr eine kleine Handvoll frischer Plätzchen.

„Aber das bleibt eine Ausnahme“, sagte er streng, aber in seinen Augen sah man ihm die Freude über den Appetit seines kleinen Schützlings an. Für Bernadette war es ein großartiger Tag. Sie aß genießerisch die Kekse, die sie bekommen hatte und schaute dem Bäckermeister aufmerksam dabei zu, wie er den Engeln die Anweisungen zu den einzelnen Herstellungen der Plätzchen gab.

Das war ja gar nicht so schwer, dachte sich Bernadette bei sich. Als ihre Plätzchen alle gegessen waren, waren auch die Kekse für den Geschenkeversand fertig und wurden ihr überreicht.

Oh, was war da die Versuchung bei unserem Engelchen groß, einige dieser Kekse beim Flug in ihre Abteilung zu naschen! Natürlich konnte sie nicht widerstehen. Als der Aufsichts-Engel in der Abteilung jedoch begann, die Plätzchen nachzuzählen, wurde es unserem Engelchen angst und bange. Und schon hatte der Aufsichts-Engel bemerkt, dass eine ganze Menge der Plätzchen fehlte. Als er auf das runde Bäuchlein der kleinen Bernadette blickte, war ihm auch sofort klar, wohin die Plätzchen verschwunden waren.

Da musste er den kleinen Engel aber mal gehörig zur Brust nehmen! Gerade wollte er mit seiner Strafpredigt beginnen, da kam ganz aufgeregt der Weihnachtsmann in die Geschenkeabteilung gestürmt. „Welch ein Unglück!“ rief er. „Was ist denn geschehen?“ fragte der Aufsichts-Engel

„Unserem Bäckermeister ist ein Blech auf den Fuß gefallen und nun kann er keine Kekse mehr backen für mindestens drei Tage. Und in zwei Tagen ist Heiliger Abend! Nun haben wir nicht genug für all die Kinder auf der Erde!!“ „Aber“, wagte sich das Engelchen Bernadette zu sagen. „Wieso backen denn nicht all die kleinen Engel in der Backstube alleine die Plätzchen?“ Erstaunt sahen sie der Weihnachtsmann sowie der Aufsichts-Engel an. „Aber Bernadette“, sagte der Weihnachtsmann. „Die Engelchen wissen doch gar nicht, wie man die Plätzchen im einzeln zubereitet! Das weiß nur der Bäckermeister, er gibt den Engelchen genaue Anweisungen. ... was sollen wir nun machen?“

„Nun ja“, sagte der Aufsichts-Engel. „Es sieht so aus, als würden dieses Jahr nicht alle Kinder auf der Erde Plätzchen zu Weihnachten bekommen können.“ Bekümmert ließ er die Flügel hängen und auch der
Weihnachtsmann machte ein ganz trauriges Gesicht. „Vielleicht kann ich euch helfen!“ rief das Engelchen, das seinen ganzen Mut zusammengenommen hatte. „Ich habe dem Bäckermeister zugeschaut und mir fast alle Plätzchen ganz genau gemerkt. Ich glaube, ich weiß, wie man sie zubereitet.“

Aufsichts-Engel und Weihnachtsmann sahen Bernadette ungläubig an. Das hatte es ja noch nie gegeben, dass ein anderer Engel außer dem Bäcker-meister wusste, wie die Plätzchen hergestellt wurden! „Aber die Plätzchen müssen ganz genau so schmecken wie jedes Jahr“, wandte der Weihnachtsmann ein. „Meinst du, das wirst du schaffen?“„Aber sicher“, rief das Engelchen aus. „Ich esse die Plätzchen so gerne, dass ich den Unterschied sofort schmecken würde.“

Dieses Argument überzeugte selbst den Aufsichts-Engel. „Wir sollten es wenigstens versuchen“, meinte er. „Dann komm, Bernadette“, rief der Weihnachtsmann. „Du wirst ab sofort die Ersatz-Bäckermeisterin sein. Du bist zwar eigentlich noch ein bisschen zu klein, aber du schaffst das schon mit Hilfe der anderen Engelchen!“ Bernadette wurde ganz rot und ihre Flügelchen zitterten vor Aufregung, als sie – in Schürze und Mützchen – die Backstube betrat. Einen Moment war ihr Köpfchen wie leer, sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie der Bäckermeister die Plätzchen hergestellt hatte.

Doch dann dachte sie an all die ertäuschten Kinder auf der Erde, die keine Plätzchen bekommen würde. Und da fiel ihr alles wieder ein! Und schon begann ein eifriges Arbeiten in der Backstube. Als die erste Ladung gebacken war, kam der Weihnachtsmann selbst, um sie zu kosten.

Er war begeistert. Sie schmeckten einfach herrlich!

Und so wurde weiter gebacken und Bernadette wies den Engeln ihre Aufgaben zu und vergaß vor lauter Arbeit fast, selbst das ein oder andere Plätzchen zu naschen. Am Heiligen Abend waren dann alle Kekse fertig gebacken und der Weihnachtsmann und das Christkind klopften dem Engelchen Bernadette noch einmal herzlich auf die Schulter. „Das hast du ganz toll gemacht, Bernadette“, sagte der Weihnachtsmann. „Nur durch dich werden alle Kinder auf der Erde auch dies Jahr ihre Plätzchen bekommen!“

Da strahlte das Engelchen vor Freude.Und als der Bäckermeister wieder gesund war, musste sie natürlich nicht wieder zurück in die Geschenkeabteilung, sondern stand ihm als Gehilfe zur Seite... Und auch wenn das ein oder andere Plätzchen dabei in ihrem Bäuchlein landete, waren alle froh darüber, dass sie nun zwei Engel im Himmel hatten, welche die Keksebacken konnten.

Und deswegen haben wir auch jedes Jahr wieder einen Haufen leckere Plätzchen unterm Weihnachtsbaum, gebacken von dem Engel Bernadette und dem himmlischen Bäckermeister.

(Daniela Deuser)
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