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Österreich im Gas-Streit knapp vorm Notstand

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Beitrag von sigi Do Jan 29, 2009 10:40 pm

Der Totalausfall der russischen Gaslieferungen zwischen dem 7. und dem 20. Jänner 2009 war für die Österreicher mit keinerlei Einschränkungen verbunden - hätten Medien nicht über den russisch-ukrainischen Gasstreit berichtet, hätten die Haushalte wohl gar nichts davon mitbekommen, dass zum ersten Mal seit 40 Jahren das russische Gas ausgeblieben ist. Dabei stand das Land aber, wie jetzt bekannt wird, kurz vor Notstandsmaßnahmen. Dass die Situation relativ geräuschlos bewältigt werden konnte, sei auf Managemententscheidungen, technische Leistungen, auf die Kooperation von Industrie und Stromerzeugern - und glückliche Umstände zurückzuführen, sagt E-Control-Chef Walter Boltz in einer ersten Auswertung der Krise.

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Alle Beteiligten hätten "die Rolle erfüllt, die ihnen zugedacht war", resümierte Boltz, Chef des heimischen Energieregulators E-Control zufrieden. Und dies, obwohl bei den Planspielen niemals ein 100-prozentiger Ausfall aller russischen Lieferungen auf zwei Wochen angenommen worden war. Übernächste Woche werden OMV, E-Control und die anderen am Management der Krise beteiligten Parteien dem Wirtschaftsminister berichten.
Österreich durfte für Deutschland bestimmtes Gas verwenden
Von zentraler Bedeutung war, dass bereits einen Tag nach dem Lieferstopp, der grenznahe Speicher Haidach an die "Regelzone Ost" (Ostösterreich) angebunden werden konnte - obwohl das Haidach-Gas üblicherweise nach Deutschland geliefert wird. Der Riesenspeicher gehört der Gazprom und deren deutschem Partner Wingas. Da die Deutschen über Weißrussland gut versorgt waren, durfte Gas aus Haidach nach Ostösterreich fließen. Wesentlich war auch, dass flexible Gaskraftwerke etwa von EVN und Wienstrom auf Öl umgestellt werden konnten. Die ohnedies nur schwach ausgelastete Industrie wiederum hat auf freiwilliger Basis ihre Verbräuche untereinander abgestimmt - zudem war es für Fabriken wie die Voest deutlich billiger, wieder mit Öl arbeiten zu dürfen.
Am 15. Jänner "haarscharf ausgegangen"
An besonders kalten Tagen wie etwa am 15. Jänner, ist es während der Krise zu einer Beanspruchung "im allerobersten Bereich gekommen", schilderte Michael Schmöltzer, der die Abteilung Gas in der E-Control verantwortet. An diesem Tag sei sich der Spitzenbedarf bei zwei Millionen Kubikmeter pro Stunde "haarscharf ausgegangen". Wäre es um fünf Grad kälter gewesen, hätten als gasbetriebenen Kraftwerke abgeschaltet werden müssen.
Dies wäre eine erste Notmaßnahme nach der "Energielenkungsverordnung" gewesen. (Die Abschaltung von Kraftwerken hätte laut Boltz aber nicht zu Stromausfällen geführt, weil der regionale Strommarkt zu dem Zeitpunkt gut versorgt gewesen sei.) Der kritische Faktor ist demnach die Entnahmeleistung gewesen, die das Limit erreicht hat - und nicht die schiere Menge, die in den Speichern "reichlich vorhanden" sei.

Vertrauen in Russland ist nachhaltig erschüttert"
Obwohl alles glimpflich abgegangen ist, könne man eine Menge für die Zukunft lernen, meinte Boltz. So könne man mit relativ günstigen Umbaumaßnahmen Flexibilität und Reservekapazitäten deutlich erhöhen; zweitens müsse es künftig mehr Daten und einen schnelleren Informationsaustausch geben. Und schließlich müsse man besser über Landesgrenzen und Regelzonen hinweg planen. Bei den Ausbauvorhaben müssten Notfallmaßnahmen mitgedacht werden. 2006, bei der letzten Krise, sei nur ein kleiner Teil der Gazprom-Lieferungen ausgeblieben, "die Öffentlichkeit war damals aber fünfmal aufgeregter". Heuer sei alles viel ruhiger abgelaufen, obwohl die Unterbrechung dramatisch gewesen sei. Aber: "Das Vertrauen in die sichere Gaslieferung aus Russland ist heute nachhaltig erschüttert. Das war bei der letzten Krise nicht so."
Boltz fordert mehr Energieffizienz und mehr Bezugswege
Glaubwürdige Alternativen zu Gas sieht Boltz in absehbarer Zeit dennoch keine. Neben mehr Energieeffizienz müsse die Europäische Union schleunigst Bezugsquellen und -wege diversifizieren, meinte der Diplomingenieur - Stichwort: Nabucco-Pipeline (siehe Infobox). Angesichts der wirtschaftlichen Situation rechnet er für die nächsten Jahren aber kaum mit den bisher üblichen jährlichen Verbrauchssteigerungen bei Gas und Strom. www.krone.at
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