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"Werde auch in Zukunft für Kalifornien kämpfen!"

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Beitrag von sigi So März 22, 2009 9:23 pm

Was hört man nicht alles über Arnold Schwarzenegger: Es heißt, dass er politikmüde und sein Kalifornien bankrott sei, dass er in 20 Monaten, wenn er aus dem Kapitol von Sacramento ausziehen muss, wieder in Hollywood vor der Kamera stehen will, dass es seine Maria in die Politik zieht - alles Schmarrn! Weil er bisher nur über Aktuelles und kaum über seine Zukunft geredet hat, brodelt bei diesem Thema die Gerüchteküche. Krone-Redakteur Werner Kopacka hat den Gouverneur bei seinem jüngsten Europa-Besuch drei Tage lang begleitet und Antworten auf viele brennende Fragen bekommen. Lies im Interview, was wirklich Sache ist

"Werde auch in Zukunft für Kalifornien kämpfen!" 4_CtF6wfmgE9o22

Man hört, Kalifornien sei bankrott. Stimmt das? Und wenn ja, wie kam es dazu?
Arnold Schwarzenegger:
"Das ist Unsinn. Ein amerikanischer Bundesstaat kann nicht bankrott gehen. Dafür muss Washington sorgen. Aber es stimmt schon, wir haben ein gewaltiges Budgetdefizit. Wie es dazu kam? Ganz einfach: Die Ausgaben sind gestiegen und die Einnahmen gesunken. Es gab viel zu reparieren im Staat, dazu gab es immer wieder Naturkatastrophen - das kostet Geld. Auf der anderen Seite ist die Wirtschaftskraft gesunken. Bei uns zahlt ein Prozent der Bevölkerung 50 Prozent der Steuern. Wenn es diesem Prozent schlechter geht, gibt's auch weniger Geld."

Wie sieht dein Weg aus der Krise aus?
"Zunächst einmal habe ich veranlasst, das in Kalifornien zum ersten Mal seit 100 Jahren eine 'Tax-Commission' gegründet wurde, die zur Aufgabe hat, unser Steuersystem genau unter die Lupe zu nehmen. Warum haut's nicht hin? Unser System ist - wie gesagt - 100 Jahre alt, also hoffnungslos veraltert. Die Einnahmen müssen umverteilt werden. In Zeiten wie diesen muss eben jeder mehr für den Staat leisten. Dazu kommt, dass Kalifornien seit 60 Jahren keinen wirklichen 'Rainy-Day-Fund' - bei euch würde man es Rücklagen nennen - hat. Alles wurde verpulvert. Ich habe all das schon vor vier Jahren durchsetzen wollen, aber da ging es nicht. Erst die Krise macht's möglich. Jetzt brennt der Hut, und jetzt unterstützt man mich plötzlich. In Zukunft werden drei Prozent der Einnahmen zurückgelegt. Ähnlich war's beim hoffnungslos veralteten Abwassersystem des Landes. Erst als der Hurrikan 'Katrina' New Orleans zerstört hat, habe ich im Kapitol die nötige Unterstützung gefunden. Es ist nicht alles schlecht an der Krise - sie zwingt die Zögerer auch zum Aufbruch."

Die Krise erschüttert ja nicht nur Kalifornien, sondern auch den Rest der Welt. Mit welchen Mitteln würdest du die globale Finanzmisere bekämpfen?
"Die Welt ist zur Zeit um ein Drittel weniger wert als sie es früher war. Da muss man halt überlegen. Brauchen wir das alles? Wir alle müssen bescheidener werden - und uns um ein Drittel einschränken. Das gilt nicht nur für den Konsum, sondern auch für den Verdienst. Da kommt es vor allem auf die Gewerkschaften an. Siegen die Hardliner, dann gibt es massenhaft Kündigungen, siegt die Vernunft, dann verdienen alle weniger, aber alle können überleben. Ich bin in jedem Fall dafür, dass Washington die drei Autoriesen Ford, General Motors und Chrysler rettet, aber nur unter der Voraussetzung, dass es zu keinen Massenkündigungen kommt. Dafür müssen die Gewerkschaften einer 20-Prozent-Gehaltskürzung zustimmen. Sagen wir einmal für zwei Jahre. Damit könnte man sich einmal aus dem Sumpf ziehen, jeder für jeden. Das klingt jetzt fast sozialistisch - aber so meine ich es wirklich."

Es klingt aber auch fast staatstragend - dabei bist du nur noch für 20 Monate als Gouverneur in Sacramento. Du kannst nicht wiedergewählt werden. Strebst du ein anderes politisches Amt an oder ist deine Politiker-Karriere dann zu Ende?
"Vorsicht! Ich selbst habe mich nie als Politiker bezeichnet. Ich bin ein 'Public Servant' - also ein Diener des Volkes. Und diese Aufgabe ist nicht an ein gewähltes Amt gebunden. Auch nicht an den Titel Gouverneur. Als ich mich entschlossen habe, für die Kalifornier und ein besseres Leben in diesem Land einzutreten, war's für immer. Da hat es kein Ablaufdatum gegeben. Und ein solches gibt es auch jetzt nicht. Ich werde auch in Zukunft ein 'Public Servant' sein. Meine Visionen waren immer gewaltig und so wird es bleiben. Als Gouverneur hatte ich die Chance, auch in Krisenzeiten vieles zur Verbesserung der Lebensqualität, der Infrastruktur, der Wirtschaft und was sonst noch alles für die Zukunft wichtig ist, einzuleiten. Der Umsetzungsprozess dauert in den meisten Fällen aber viele Jahre. Ich bleibe in jedem Fall dabei und werde auch als Privatmann unters Volk gehen, die Leute ermutigen, die Presse mobilisieren."

Du sagst es ja selbst immer wieder: Man kann dich nicht einordnen. Du bist kein Demokrat, aber auch kein Republikaner, du setzt dich massiv für den Umweltschutz ein, bist aber kein Grüner. Jetzt sagst du, du willst dem Volk weiter dienen. Denkst du dabei daran, eine eigene Partei zu gründen?
"Du bist Grazer. Nehmen wir an, es würde dir in Graz absolut nicht mehr gefallen. Würdest du dann hergehen und dir eine neue, eigene Stadt bauen? Nein, ich denke nicht daran, eine eigene Partei zu gründen. Da wäre ich doch wieder nur an einen steifen Apparat mit all seinen Regeln und Verhinderern gebunden. Ich hoffe, dass die Kalifornier nach meiner Amtszeit erkannt haben, was und wer ich bin. Nämlich einer, den nicht die Eitelkeit gelockt hat, Gouverneur zu sein, sondern einer, dem es ein ehrliches Anliegen ist, für sie und ihr Wohlergehen da zu sein. Das gilt für alle. Für diejenigen, die jeden Cent zusammenkratzen müssen, um mit ihren Familien überleben zu können, aber auch für die Ultrareichen ganz oben. Wir alle sind Kalifornien. Und deshalb werde ich, auch ohne das Gouverneursamt oder die Unterstützung einer Partei, bei meinen Leuten immer ein offenes Ohr finden, wenn es darum geht, meine positiven Visionen für das Land voranzutreiben."

Zumindest eines verbindet dich, offiziell Republikaner, mit dem Demokraten Obama - der unbändige Optimismus und der Glaube an bessere Zeiten. Was hältst du vom neuen US-Präsidenten?
"Er ist zweifellos der richtige Mann für diese kritische Zeit. Einer, der es brillant versteht, seine Ideen unters Volk zu bringen. Ich habe ihn im Weißen Haus getroffen und es hat ein sehr gutes Gespräch gegeben. In vielen Fragen sind wir einer Meinung. Auch er sprengt Parteigrenzen, wenn es um die große Sache geht. Und in nächster Zeit wird es in vielen Bereichen eine enge Zusammenarbeit zwischen uns beiden geben. Das Volk hat ihn nicht ohne Grund zum Präsidenten gewählt - er steht für das Neue, das Bessere und schlägt dabei Wege ein, die in den Vereinigten Staaten bis jetzt nicht begangen wurden. Davor scheue auch ich mich nicht. Und menschlich? Mir gefällt seine unorthodoxe Art unters Volk zu gehen. Völlig entspannt, als einer von ihnen. Mit seiner Familie beim Basketball etwa - als Fan seines Clubs. Hast du im Fernsehen gesehen, wie ehrlich er da gejubelt hat?"
Ja, hab ich - sehr sympathisch und gar nicht abgehoben. Von dir hört man auch immer wieder, dass dich Hollywood lockt.
"Klar, da habe ich noch viele Freunde. Und dann und wann steh' ich für einen kurzen Gastauftritt auch vor der Kamera. Sly Stallone hat mich kürzlich gebeten, in seinem neuen Film den Gouverneur zu spielen. Das mach ich gern, das ist eine Stunde Arbeit und ein bissl Film-Nostalgie. Sowas werde ich auch in Zukunft tun, aber eine Hauptrolle? Diese Zeiten sind vorbei."
Wie geht es deiner Familie? Du hast ja jetzt zwei fast erwachsene Töchter. Kannst du dich mit dem Gedanken anfreunden, Schwiegersöhne zu haben und Opa zu sein?
"Natürlich. Und ich hoffe, dass diese Zeiten bald kommen. Maria und ich haben das Glück, gute Kinder zu haben. Sie sind in der Schule okay und auch sonst gibt's kaum Probleme. Es gibt nichts Schöneres für Eltern, als die Erkenntnis, die Kinder zu guten Menschen erzogen zu haben. Maria verdient dabei natürlich den Großteil der Lorbeeren. Ich bin ja nicht so oft daheim. Aber es ist trotzdem ein 'Team-Effort', eine Gemeinschaftsarbeit. Es gibt mir unheimlich viel, wenn alle Kinder daheim mit uns um den Esstisch sitzen. Katherine besucht ja bereits das College und kommt leider nur selten heim, Christina beginnt bald damit, die Buben Christopher und Patrick sind noch da. Aber auch die werden nicht ewig bei uns sein. Deshalb genieße ich jede Minute mit ihnen. Schwiegersöhne und Enkelkinder? Her damit!"

Maria tritt in letzter Zeit auffallend oft bei diversen Anlässen vor die Kamera. Könnte es bei den Schwarzeneggers so kommen, wie bei den Clintons? Der Mann verlässt ein Amt und die Frau bemüht sich darum?
"Wenn es so wäre, dann würde ich Maria mit aller Kraft unterstützen. Bis jetzt hat sie aber kein Interesse an einer politischen Karriere gezeigt. Sie ist, wie ich, ein 'Public Servant'. Schau' doch ins Internet, da findest du unter weconnect.net alles über ihre Initiative, die gegründet wurde, um den Armen im Land zu helfen. Dafür setzt sie sich ein und dafür steht sie auch vor den Kameras. Maria war und ist aber auch immer für mich und meine Anliegen eingetreten. Bei den Wahlen war sie die starke Frau an meiner Seite. Sie ist aber auch jetzt noch ein ganz wichtiger Teil meiner Tätigkeit als Gouverneur. Wenn ich bedeutende Entscheidungen zu fällen habe, rede ich immer zuerst mit ihr darüber. Ich habe das Glück, eine intelligente, weitsichtige und sensible Frau an meiner Seite zu haben. Und das nutze ich auch. Wie gesagt: Ich glaube nicht, dass Maria, die ja in ihrer ultrapolitischen Familie, den Kennedys, alle Höhen und Tiefen dieses Geschäfts durchgemacht hat und nun dasselbe mit mir als Gouverneur erlebt, Ambitionen hat, sich irgendwann dem Wahlvolk zu stellen. Sollte sie es dennoch eines Tages tun, wäre ich der Erste, der sie wählt."

Du hast gestrahlt, als du in Graz aus dem Flugzeug gestiegen bist. Was hast du da wirklich empfunden und was verbindet dich eigentlich noch mit Österreich?
"Ich werde immer Grazer - eigentlich Thaler - Steirer und Österreicher bleiben. So hat's das Leben für mich bestimmt. Leider komme ich jetzt als Gouverneur nicht mehr so oft dazu, nach Europa zu reisen. Aber bei jedem Europatrip ist die Freude dabei, dass ich jetzt wieder die Chance habe - und wenn es nur für ein paar Stunden ist - nach Graz zu kommen. Heimat bleibt eben Heimat. Wenn ich in Graz lande, spielt sich in meinem Inneren was ab. Da bin ich wieder der 'Steirerbua' und kann's kaum erwarten, durch die Stadt zu spazieren. An jeder Ecke holen mich dann Erinnerungen ein. Ich suche nach Geschäften, die es damals gab und in denen ich mir für das wenige Geld, das ich hatte, was Schönes kaufen konnte, und ich atme den Geruch von Graz ein. Das ist einfach schön. Und dann treffe ich Menschen, die damals, als ich noch ein Niemand war, an mich geglaubt haben - echte Freundschaft, steirische Freundschaft. An Politik oder Politiker denke ich in diesen Augenblicken gar nicht. Ich bin nur Grazer - und das genieße ich." www.krone.at
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