Rubens Barrichello siegt vor Lewis Hamilton

Rubens Barrichello hat am Sonntag den Formel-1-Grand-Prix von Europa in Valencia gewonnen. Der Brawn-GP-Pilot profitierte von einem peinlichen Fehler der Boxen-Crew von McLaren, der Weltmeister Lewis Hamilton den sicheren Sieg kostete. Die Crew hatte nämlich beim zweiten Stopp von Hamilton vergessen, die Reifen-Heizdecken rechtzeitig abzunehmen, wodurch der von Beginn weg führende Ungarn-Sieger die letztlich entscheidenden Sekunden verlor. Hinter dem Engländer landete Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen auf Rang drei.




Für Barrichello war es der zehnte GP-Triumph seiner Karriere, außerdem sorgte der 37-Jährige für den 100. Sieg eines Brasilianers in der Königsklasse des Motorsports.
Nach seinem ersten Saisonerfolg ist der Südamerikaner nun auch wieder erster WM-Verfolger seines Teamkollegen Jenson Button, der in Valencia nicht über Rang sieben hinauskam. 18 Punkte beträgt der Vorsprung des Engländers auf Barrichello nach dem 11. von 17 Saisonläufen.
Pleite für Red Bull
Für Red Bull endete die Hitzeschlacht in der spanischen Hafenstadt statt mit den angepeilten Podestplätzen mit einem Debakel: Sebastian Vettel blieb in Runde 24 mit einem Motorschaden liegen, der Australier Mark Webber kam nicht über Rang neun hinaus und holte somit ebenfalls keinen Punkt für den österreichisch-englischen Rennstall. "Schade. Wenn man vorn mitmischen will, darf das nicht passieren", lautete der geknickte Kommentar von Vettel. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner war "schwer enttäuscht", denn durch den Doppel-Nuller sind Webber (51,5 Punkte) und der Deutsche (47) in der WM von Barrichello (54) auf die Ränge drei bzw. vier verdrängt worden.
"Fantastisch, das ist ein unvergessliches Wochenende. Ich habe das Siegen noch nicht verlernt", frohlockte Barrichello nach dem doppelten Jubiläumssieg, den er auch seinem Freund und Landsmann Felipe Massa widmete. Dieser fehlte nach seinem schweren Unfall vor vier Wochen. Damals hatte sich eine etwa 800 Gramm schwere Stahlfeder von Barrichellos Brawn-Boliden gelöst und Massa bei einer Geschwindigkeit von 240 Stundenkilometern am Helm getroffen. Der Ferrari-Pilot hatte dabei einen Schädelbasisbruch und weitere schwere Kopfverletzungen erlitten, befindet sich mittlerweile aber wieder auf dem Weg der Besserung.
Genesungs-Botschaft für Massa
Barrichello hatte extra für Massa eine Genesungs-Grußbotschaft auf seinen Rennhelm geschrieben. Auf diese deutete der Routinier auch sofort, nachdem er aus dem Cockpit geklettert war und seiner riesigen Freude Ausdruck verlieh. "Das war nicht nur mein Sieg, sondern der des ganzen Teams", betonte "Rubinho", der sich heuer zuvor bereits mehrmals lautstark beschwert hatte, dass er von seinem Rennstall im Vergleich zu Button benachteiligt werde.

Hamilton nimmt Team in Schutz
Lewis Hamilton stellte sein Team nicht an den Pranger, im Gegenteil, er nahm es in Schutz. "Wir siegen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam", meinte der Engländer, als er auf das peinliche Missgeschick der Boxen-Crew angesprochen wurde. Mit dem Sieg in Ungarn und nun Platz zwei hat sich Hamilton in der WM auf Position sechs vorgearbeitet, der Rückstand auf seinen Landsmann Button beträgt aber noch immer satte 45 Zähler.
Auch Räikkönen, der unmittelbar hinter dem Titelverteidiger auf Platz sieben rangiert, hat in diesem Jahr keine Chance mehr auf die WM-Krone. "Wir müssen derzeit 100 Prozent geben, um überhaupt aufs Podium zu kommen und können aus eigener Kraft im Moment kein Rennen gewinnen. Wir sind also noch immer nicht da, wo wir sein wollen", sagte der Finne, der hofft, dass die Scuderia aus Maranello im Heimspiel am 13. September in Monza wieder siegfähig ist. Zuvor steht aber noch am kommenden Sonntag auf dem Ardennenkurs in Spa-Francorchamps der Grand Prix von Belgien auf dem Programm.
Badoer wird endgültig zur Lachnummer
Ferrari-Ersatzmann Luca Badoer ist am Sonntag endgültig zur Lachnummer der Formel 1 avanciert. Der 38-jährige Italiener, der schon in den Freien Trainings sowie im Qualifying der Konkurrenz hinterher gefahren war, ließ sich in der Boxengasse vom 23-jährigen Formel-1-Debütanten Romain Grosjean überholen.
Badoer fuhr Ende der 29. Runde nach seinem Tankstopp wieder los, dicht gefolgt vom französisch-schweizerischen Renault-Neuling. Noch vor der Ausfahrt passierte Grosjean den PS-Oldie, der den in Budapest verunglückten Felipe Massa im Ferrari-Cockpit ersetzte. Am Ende belegte der Italiener den 17. und letzten Platz unter den ins Ziel gekommenen Piloten.
Im Training zu schnell unterwegs
Dabei war Badoer am Freitag in Boxengasse noch mit Abstand der schnellste Fahrer gewesen. Gleich vier Mal hatte er die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h in der Pitlane überschritten. Neben Geldstrafen von insgesamt 5.400 Euro wurde Badoer nach seinem vierten Vergehen von den Renn-Stewards vorgeladen und strengstens verwarnt.

Dies dürfte den Italiener so sehr verunsichert haben, dass er im Rennen nun nicht noch eine Strafe wegen Schnellfahrens riskieren wollte und dadurch Grosjean das ungewöhnliche Überholmanöver ermöglichte. Ohne Strafe kam Badoer aber auch im Europa-Grand-Prix nicht davon: Er kassierte eine Durchfahrtsstrafe, weil er die Begrenzungslinie bei der Boxenfahrt überfahren hatte.
Das Endergebnis

1	Rubens Barrichello	Brawn GP	1:35,51 Stunde
2	Lewis Hamilton	McLaren-Mercedes	+2,3 Sekunden
3	Kimi Räikkönen	Ferrari	+15,9
4	Heikki Kovalainen	McLaren-Mercedes	+20,0
5	Nico Rosberg	Williams	+20,8
6	Fernando Alonso	Renault	+27,7
7	Jenson Button	Brawn GP	+34,9
8	Robert Kubica	BMW Sauber	+36,6
9	Mark Webber	Red Bull	+44,9
10	Adrian Sutil	Force India	+47,9
11	Nick Heidfeld	BMW Sauber	+48,8
12	Giancarlo Fisichella	Force India	+63,6
13	Jarno Trulli	Toyota	+64,5
14	Timo Glock	Toyota	+86,5
15	Romain Grosjean	Renault	+91,7
16	Jaime Alguersuari	Toro Rosso	+1 Runde
17	Luca Badoer	Ferrari	+1 Runde
18	Kazuki Nakajima	Williams	+3 Runden

Ausgeschieden: Sebastian Vettel (Red Bull), Sebastien
Buemi (Toro Rosso) www.krone.at