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„Hardcore Angel“ - Schmutzig, schäbig, schön

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Beitrag von Admin Mo Dez 22, 2008 9:40 pm

Ein Krimi klein und schmutzig. „Down to earth“ und mit einer Heldin, die allen Kerlen zeigt, wo es langgeht.


„Hardcore Angel“ - Schmutzig, schäbig, schön Hbwdu310Christa Faust: Hardcore Angel, Rotbuch, 288 Seiten, 9,90 Euro


Eine Frau, die Angel Dare heißt, ist entweder ein Bond-Girl – in einer Reihe mit Pussy Galore und Honey Rider – oder sie ist die Hauptdarstellerin in Filmen „für Erwachsene“. Okay, Angel Dare ist kein Bond-Girl, sondern eben Hauptdarstellerin in Filmen, deren Titel man hier besser nicht aufschreibt, weil sonst alle Internetsuchmaschinen Kundschaft herbeibringen, die ganz etwas anderes sucht als eine Krimikolumne.

Angel Dare also, die wir uns gern als Mischung aus Aunt Peg und Jenna Jameson vorstellen, war mal eine ganz Große im Geschäft mit XXX-Filmen, die in den zahllosen Hinterzimmern und Motels im Weichbild von Hollywood hergestellt werden. Bis vor zehn Jahren war sie ein „Hardcore Angel“, wie Christa Fausts wilder, aufregender, schmutziger Pulp-Krimi in der deutschen Ausgabe heißt – jetzt zieht sie als Geschäftsfrau die Fäden im Hintergrund: als Inhaberin der „Daring Angels“, einer Agentur für Pornodarstellerinnen, hat sie einen guten Namen und ein gutes Auskommen und denkt nicht einmal mehr im Traum daran, sich noch einmal vor der Kamera auszuziehen.

Bis ihr alter Freund und Kollege Sam Hammer sie darum bittet. Irgendwas ist angeblich bei seiner aktuellen Produktion schiefgelaufen, man hängt mit dem Drehplan, die Location ist nur noch für ein paar Stunden gemietet und der männliche Star kann sich nichts Schöneres vorstellen, als einmal mit Angel Dare, dem feuchten Traum seiner pubertären Nächte ...

Gefährlicher Job
Ein schneller Job, denkt sich Angel, der alten Zeiten willen. Aber dann kommt alles anders – am Drehort muss sie entdecken, dass zwei ziemlich böse und ein ganz böser Kerl Sam gezwungen haben, sie an die Location zu locken, wo ganz und gar kein Erwachsenenfilm gedreht werden soll. Vielmehr möchte man wissen, wo eins von Angels Mädchen steckt. Und obwohl Angel letztlich redet, endet sie erst mal im Kofferraum eines Honda Civics, dann vor der Mündung eines Revolvers und schließlich nur mit einem Müllsack bekleidet in einem Gewerbegebiet von Los Angeles.

Und da sind wir gerade mal auf Seite 20 oder 22 des temporeichen Krimis von Christa Faust, den man viel besser „Action-Reißer“ nennt. „Hardcore Angel“ ist Pulp, ist klein, ist schnell, ist schäbig und – in der flinken, schnellen und sehr präzisen Übersetzung von Almuth Heuner – eine unendliche Freude in der aktuellen Krimiszene mit all ihren aufgeblasenen Serienkiller- und Mystery-Geschichten.

Ganz typisch wie die Reißer der 50er- und 60er-Jahre, als das Genre von harten Kerlen wie Mickey Spillane definiert wurde, kommt der „Hardcore Angel“ als billiges Taschenbuch mit einem Titelbild daher, das Puristen „unsäglich“ nennen, die Fans aber „kultig“: Wie bei allen anderen Büchern der Reihe „Hard Case Crime“, die vom Berliner Rotbuch-Verlag in diesem Jahr gestartet wurde, geht hier nichts ohne eine dürftig bekleidete Blondine auf dem Titel, im Idealfall zusammen mit einem harten Kerl im zerrissenen Oberhemd oder einer schweren Handfeuerwaffe (optimal: mit beidem zugleich).

Mit dem „Hardcore Angel“ dreht Christa Faust das Sujet des knallharten Männerkrimis auf links – ihre Angel Dare tendiert zum Mike Hammer auf High Heels – Angel handelt, wo die weichgespülten Krimiheldinnen späterer Generationen erst mal endlos grübeln oder völlig betroffen anfangen zu heulen. Angel kennt sich aus mit Kerlen und Kanonen, Angel ist ein „Stehaufweibchen“, das sich auch von den bösesten Typen nicht den letzten trockenen Spruch von den Lippen prügeln lässt.

Das ist Schund. Natürlich. Aber so guter Schund, dass man es mit Freuden liest und auf einmal erkennt, wo die Wurzeln des Krimis liegen: in den dreckigen Straßenromanen aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – von denen man in den weiteren Titeln der „Hard Case“-Reihe noch mehr kennenlernen kann. Von FOCUS-Online-Autor Reinhard Jahn www.focus.de
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